Sport: Kohle und Brasilianer
Mit Oligarchengeld und Südamerikanern stößt Dortmunds Gegner Donezk in Europas Spitze vor
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Kiew - Natürlich wird auch Rinat Achmetow am Mittwoch wieder im Stadion sein. Der 46-Jährige wird wie immer in seiner gepanzerten Limousine vorfahren und sich dann in den Vip-Bereich der Donbass-Arena begeben. Dass der ukrainische Bergbau-Klub Schachtjor Donezk heute im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Borussia Dortmund antreten darf, ist vor allem Achmetows Verdienst. Der Klubchef ist durch Stahl und Kohle zu einem der reichsten Männer Europas aufgestiegen. 1996 übernahm Achmetow Schachtjor, und seither hat er auch seinen Heimatverein in Europas Spitze geführt. Allein das hochmoderne Stadion, in dem auch bei der EM 2012 gespielt wurde, ließ er sich rund 175 Millionen Euro kosten.
Ansonsten kaufte Achmetow mit seinem Geld vor allem südamerikanische Spielkunst ein: Nicht weniger als acht Brasilianer stehen in Schachtjors Kader. Derart aufgehübscht gewann der Klub aus dem Bergbaugebiet der früheren Sowjetrepublik 2009 das Uefa-Cup-Finale gegen Werder Bremen. Das Champions-League-Achtelfinale ist nun der bisherige Höhepunkt für Achmetows aufstrebenden Verein. So erwartet man im Donbass-Kohlerevier am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) den Deutschen Meister aus Dortmund mit Vorfreude und Nervosität.
Vor dem Duell der Revierklubs gibt sich der Neuling als Außenseiter. „Wir sind noch nicht bereit für die Borussen“, sagt Trainer Mircea Lucescu, der auf die Winterpause in der ukrainischen Liga verweist. Einerseits fehlt Donezk damit die Spielroutine, andererseits kann die Elf ausgeruht gegen die Dortmunder antreten, bei denen Kevin Großkreutz und Ilkay Gündogan ausfallen.
Nicht nur wegen der kaum vorauszusagenden Form ist Donezk der unangenehmste Gegner, den Dortmund erwischen konnte. Mag der Name Schachtjor auch noch nicht den Klang von Real oder United haben, so sind die Zahlen doch beeindruckend. Donezk holte in 18 Ligapartien 51 von 54 möglichen Punkten und führt mit 13 Zählern Vorsprung die Tabelle an. Der Dauerrivale und Rekordmeister Dynamo Kiew ist längst abgehängt, der vierte Meistertitel in Serie ist Donezk kaum mehr zu nehmen. Und in der Champions-League-Vorrunde ließen die Ukrainer immerhin den Titelverteidiger FC Chelsea hinter sich.
Gegen Dortmund ruhen die Hoffnungen der Fans neben ihren Brasilianern auch auf einem Armenier. Henrich Mchitarjan führt die Liga-Torschützenliste mit 18 Toren in 17 Spielen an. „Gegen Borussia will ich so viele Tore wie möglich schießen, damit wir weiterkommen“, kündigte der 24-Jährige selbstbewusst an. Und Alex Teixeira erklärte in Anlehnung an die brasilianische Nationalelf: „Wir sind besser als die Seleçao, wir sind das Brasilien Europas.“
Eine große Schwächung könnte aber der Abgang seines Landsmanns Willian sein, der in der laufenden Champions League viermal traf. Für 35 Millionen Euro wechselte er zum russischen Klub Anschi Machatschkala. Als Ersatz wurde immerhin ein anderer Brasilianer geholt: Taison kam für rund 15 Millionen Euro von Ligakonkurrent Metallist Charkiw.
Auch ein weiterer Brasilianer kommt quasi als Neuzugang zurück. Der Stürmer Luiz Adriano hatte im November auf umstrittene Art weltweite Berühmtheit erlangt. Er war nach dem Schiedsrichterball einem für Gegner FC Nordsjaelland gedachten Abspiel nachgesprintet und hatte den Ball entgegen des Fair-Play-Gedankens ins Tor geschossen. Seine Sperre von einem Spiel hat er abgesessen. Tsp/dpa
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