Etwas HELLA: Komm, lieber Mai
Diesmal mussten wir den lieben Mai nicht lange bitten, die Bäume wieder grün zu machen. Der April hat schon kräftig vorgearbeitet und die Bäume haben mit ihrer Blüherei nicht einmal das nach ihrem Blütenflor benannte Fest in Werder abgewartet.
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Diesmal mussten wir den lieben Mai nicht lange bitten, die Bäume wieder grün zu machen. Der April hat schon kräftig vorgearbeitet und die Bäume haben mit ihrer Blüherei nicht einmal das nach ihrem Blütenflor benannte Fest in Werder abgewartet. Nur einige Apfelbäume schaffen es gerade noch zu retten, was zu retten ist. Und natürlich der Obstwein.
Auf Potsdams Brauhausberg blühen zwar keine Obstbäume und Obstwein gibt es dort auch nicht. Einen Schwips müssen sich einige selbsternannte Retter des DDR-Terrassenrestaurants „Minsk“ aber doch angetrunken haben. Sonst wären sie wohl kaum auf die Idee gekommen, dort einen Kindergarten unterzubringen. Als Wellness-Oase hätte der Bau ja vielleicht noch eine Chance gehabt. Für eine Kita in dem Bau spricht aber einiges – die richtigen Alkoholprozente vorausgesetzt. Die lieben Kleinen lernen rechtzeitig, was ein Verkehrsknotenpunkt ist und dürfen erfahren, dass es auf dem Berg zugiger ist als in der Ebene: Schon zu Restaurantzeiten konnte die Terrasse nie benutzt werden, weil die Sonnenschirme wegflogen. Und natürlich ist die Umwandlung eines Altbaus viel billiger, als eine neue Kita nach Maß hinzustellen. Vielleicht könnte man ja auch eine Schule dort unterbringen? Die braucht dort zwar auch niemand, aber irgend etwas muss einfach geschehen, um das immer noch wunderschöne „Minsk“ zu retten. Anketten, wenn die Abrissbagger kommen, hilft da allein nicht.
Wo also bleibt die zündende Idee? Jahre des Leerstands sind ins Land gegangen und noch immer will niemand aus dem „Minsk“ das Highlight des Brauhausberges machen? Eine Kunsthalle wird nicht mehr gebraucht. Die Weisse Flotte darf sich im Hafenbecken ausdehnen. Und die Hoteliers haben im Moment auch ganz andere Probleme. Denn die bösen Roten und ganz Roten haben sich verbündet und die Bettensteuer durchgewinkt. Das rief natürlich sofort die Potsdamer FDP auf den Plan, die mit harschen Worten die Rathauskoalition aufgekündigt und damit ein politisches Erdbeben ausgelöst hat. Denn die FDP sitzt derzeit mit drei Vertretern im Stadtparlament.
Oh weh, jetzt ist mir womöglich auch der Obstwein zu Kopf gestiegen. Aber keine Angst, bis zur Kommunalwahl bin ich wieder nüchtern und mache meine Kreuze da, wo ich sie am sinnvollsten und koalitionsträchtigsten halte.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.
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