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Landeshauptstadt: Kommt Brasiliens Nationalmannschaft?

Im Potsdamer Polizeipräsidium sind die Vorbereitungen für die Fußball-WM bereits in vollem Gange

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Im Potsdamer Polizeipräsidium sind die Vorbereitungen für die Fußball-WM bereits in vollem Gange Von Juliane Wedemeyer Drei Fußballnationalmannschaften haben sich in Potsdam schon umgeguckt. Das sagte Hartmut Pirl, Direktor des Potsdamer Seminaris-Hotel, gestern den PNN. Grund für den „internationalen“ Besuch: Das Potsdamer Hotel steht neben 109 weiteren Adressen auf der Vorschlagsliste des Weltfußballverbandes Fifa für Mannschaftsquartiere während der Weltmeisterschaft 2006. Welche der Mannschaften sich für das Hotel entscheidet, bleibt vorerst geheim. Ende Februar nächsten Jahres würden die Quartiere der Nationalteams bundesweit bekannt gegeben, so Polizeidirektor Hans-Jürgen Mörke, der während der WM den Polizeieinsatz in ganz Brandenburg leiten wird. Mörke sieht aber „gute Chancen“, dass in der Landeshauptstadt eine Mannschaft „wohnen“ werde. Und auch Hoteldirektor Pirl glaubt „beste Standortvoraussetzungen durch die Kooperation mit der Trainingsstätte am Luftschiffhafen“ als Fußballer-Quartier zu haben. Zudem sei auch Berlin sehr nahe, wo neben dem Endspiel noch weitere Spiele stattfinden werden. Doch ob sich Pirls Traum erfüllt und seine Lieblingsmannschaft, das Nationalteam aus Brasilien, nach Potsdam kommt, hängt offenbar von weiteren Faktoren ab. Leverkusen hat den Nationalspielern bereits abgesagt: Die Mannschaft sei zu teuer. In Brasilien sei ein mehrstelliger Scheck für den Verbandschef schon „Tradition“, bestätigte der Sportjournalist und Kenner der brasilianischen Fussballszene Carsten Bruder den PNN. Den brasilianischen Fußballern „Geld in den Rachen zu schieben“, kommt für Pirl nicht in Frage. So etwas sei weder sein noch das Niveau der Stadt Potsdam. Trotzdem gebe es laut Bruder Gerüchte, dass nach Leverkusen die Entscheidung zwischen dem Münchner und dem Berliner Raum fallen werde. Für Potsdam spräche, dass der brasilianische Nationaltrainer Carlos Alberto Parreira verlauten ließ, dass sein Team bei dieser WM zentraler wohnen wolle, so Bruder. Denn der Trainer wolle der Mannschaft einen Ausgang genehmigen. Zudem seien eine gute Funkverbindung und genügend Playstations äußerst wichtig für sein Team. Die brasilianischen Spieler spielen anscheinend sehr gern Computerspiele, wenn sie nicht gerade mit dem Handy telefonieren – oder trainieren. Kämen die Südamerikaner oder eine andere Mannschaft, ginge für das Seminaris-Hotel die WM schon früher los. Denn die Mannschaften beziehen ihre Quartiere bereits 14 Tage vor dem eigentlichen Eröffnungsspiel am 9. Juni 2006. Schließlich müssen sie sich bis zu den Spielen von den Anreise-Strapazen erholt haben. Für die Potsdamer Polizei indes hat der Weltmeisterschaftsstress schon längst begonnen. Bereits seit Beginn dieses Jahres laufen im Polizeipräsidium die Vorbereitungen und Planungen für das vierwöchige Großereignis, so Polizeidirektor Mörke. Zwar gebe es in Potsdam kein Spiel, aber Fußballfans und -Stars würden durch Brandenburg und Potsdam reisen, um zu den Spielen zu gelangen. Zu Mörkes Aufgaben zählt deshalb auch die Sicherung der Verkehrswege. Auch wenn die Nationalteams hier nicht gegeneinander antreten – die Spiele ansehen können die Potsdamer vor Ort. Wahrscheinlich werden im Lustgarten eine Großleinwand und Bierbuden stehen, so Mörke: „Männer, Alkohol und Spiele“ – das sei schon eine schwierige Kombination. Seine Leute sollen dafür sorgen, dass „möglichst nichts passiert“. Darum würden die so genannten „C-Fans“, die gewalttätigen Hooligans, gar nicht erst in Land gelassen. Alle der Polizei bekannten Schläger müssen sich regelmäßig bei der Polizei melden. Hält sich jemand nicht an die Auflagen werde er zur Not auch während der Spiele in polizeiliches Gewahrsam genommen. Trotzdem will Potsdams Polizei, die eng mit dem Landeskriminalamt und den „Berliner Kollegen“ zusammen arbeitet, „kein Spielverderber“ sein: „Unsere Mitarbeiter sollen das WM-Motto ,Zu Gast bei Freunden’ ernst zu nehmen.“ So werde die Polizei in dieser Zeit „ein Auge zudrücken“, wenn wegen Parkplatzmangel an der Großleinwand Zuschauer auch mal falsch parken. Und auch gegen „Jubelfahrten, wenn Deutschland denn gut spielt“ – werde man nichts unternehmen, „obwohl die eine Ordnungswidrigkeit sind“. Wappnen müssten sich seine Einsatzkräfte auch gegen die ganz normale Kriminalität. Zur Weltmeisterschaft in Japan und Korea seien „reihenweise Taschendiebe aus Südamerika“ in das Umland von Tokio und Seoul gereist. Ähnliches erwarte man auch für Potsdam. In Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz bereite sich die Polizei auch auf Terror-Anschläge vor. Dabei gehe es aber hauptsächlich um Berlin. Weil in Potsdam keine Spiele stattfinden, wären hier auch nicht genügend Menschen, um eine von Terroristen gewollte Außenwirkung zu erzielen. Wie viele Besucher in die Landeshauptstadt kommen werden, kann Polizeidirektor Mörke noch nicht abschätzen. Aber laut Pirl sehen die Hotelbesitzer einer „Boomzeit“ entgegen. Der Vorbuchungsstand für die fast 5000 Hotelzimmer der Stadt stimme „euphorisch“. Zumal im Mercure, im Voltaire, im Steigenberger sowie im Dorint-Hotel vier hohe Funktionäre der Fifa und Schiedsrichter wohnen werden. Diese werden von der Polizei – übrigens wie die Fußballmannschaften auch – rund um die Uhr bewacht. Damit die Sicherheit während den Spielen und den 14-tägigen Vorbereitungstrainings gewährt bleibt, haben 90 Prozent aller brandenburgischen Polizisten in dieser Zeit Urlaubssperre.

Juliane Wedemeyer

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