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Landeshauptstadt: Komponiert wie eine Oper

In der Mittelstraße 18 eröffnet Maximilian Dreier Ende November sein neues italienisches Restaurant

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Innenstadt - Bei den Herren wird „Tosca“ gegeben, bei den Damen „Rigoletto“: In Potsdams neuem Gastronomie-Kleinod ist selbst das stille Örtchen eine Besonderheit. Die Waschbecken tragen nicht nur die Namen italienischer Opern – sie sind selbst Klassiker. „Tosca“, aus einem massiven Marmorblock geschlagen, ist geformt wie einst die Becken auf öffentlichen Plätzen in der Toskana; „Rigoletto“, gefertigt aus Travertin-Stein, kommt zarter daher, aber nicht minder elegant. Doch die Waschräume in der Remise des Holländer-Hauses in der Mittelstraße 18, in dem Ende des Monates das neue „La Cantina“ und wenig später das „Massimo 18“ eröffnet werden, sind nicht nur sehenswert. Sie sind Sinnbild für die wie eine Oper komponierte Verwandlung des barocken Bauwerks, das nach der Wende die erste Gaststätte des Holländischen Viertels beherbergte, in ein so edles wie charmantes italienisches Ristorante.

Neuer Pächter und zu einem Drittel Eigentümer der Mittelstraße 18 ist der Gastronom Maximilian Dreier. In der Mangerstraße am Heiligen See betreibt er seit 17 Jahren das Restaurant „Villa Kellermann“, von zahlreichen Gourmetkritikerin ausgezeichnet und beliebt auch bei den Nachbarn wie Günther Jauch und Wolfgang Joop. Doch das Ende der „Villa Kellermann“ naht – früher oder später werden die neuen Besitzer, Wella-Erbin Gisa Sander und ihr Mann Hans-Joachim, das Haus selbst nutzen wollen. Deshalb suchte Dreier eine Alternative.

Auf rund 400 Quadratmetern Nutzfläche in der Mittelstraße hat der Gastronom nun eine ganz eigene Welt geschaffen – oft auch eigenhändig. Viele Wände des 1741 bis 1743 erbauten Hauses hat Dreier selbst gemalert, oder besser: mit Pigment-Farblasuren und Schwamm bearbeitet. Ein Schneeweiß findet sich im Restaurant „Massimo 18“ in der ersten Etage, ein dunkles, erdiges Rot in den Kaminzimmern oben und im Erdgeschoss. In der Durchfahrt zum Hof, im Lebensmittel-Verkaufsraum und auch anderswo geben „Fenster“ den Blick frei auf die restaurierten historischen Wandfarben des Hauses. Zum Ambiente trägt das Mobiliar bei, massive, in ihrer Übergroße ästhetische Eichenregale und Sitzgelegenheiten von Willi Hengge, „einem Objektkünstler, den ich auf Sylt kennen gelernt habe“, sagt Dreier. Eine Bestellung habe er bei Hengge nicht aufgegeben, sondern ihm einfach Raum zum Gestalten gelassen. „Und plötzlich war er da, mit einem riesigen Lkw voller Eichenholz.“ Mit Hengges Werken ist auch der Weinshop ausgestattet, der sich auf einer Zwischenebene auf dem Weg nach oben ins Ristorante befindet. In beiden Fluren, im Erdgeschoss und ersten Stock, geben Glastüren Einblicke in die Gasträume.

Mehr als ein halbes Jahr hat es gedauert, bis Dreier die Baugenehmigung für die Sanierung des Denkmals in den Händen hielt. Höchste Hürde bei den Auflagen des Denkmal- und Bauamtes: Eine Belüftung aller Gasträume. Sie allein habe fast 80 000 Euro gekostet und sechs Monate Bauverzug gebracht, so der Gastronom. Unterm Dach schlängeln sich nun auf kleinstem Raum zahlreiche Rohre, für die verbrauchte Luft und die frische, die eigens erwärmt wird, bevor sie ins Restaurant dringt.

Eine knappe Woche Bauzeit bleibt noch, dann soll das Werk nahezu vollendet sein – mit neu gepflastertem Innenhof samt Markise, die später einem Wintergarten weichen soll, neuem Eichentor zum Hof und der Durchfahrt, die mit Glindower Ziegeln gepflastert und mit Eichenbohlen ausgelegt wird. Über sie führt dann der Weg zur Remise – und zu den Opern-Waschbecken.

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