
© A. Klaer
Streit um Grünanlage in Potsdam: Konflikt um Hippodrom
In Potsdam bahnt sich ein neuer Streit um den öffentlichen Zutritt zu einer Grünanlage an. Diesmal geht es um die historische Parkanlage der Villa Jacobs am Ufer des Jungfernsees.
Stand:
Nauener Vorstadt - Was zunächst nach einem gelungenen Gegengeschäft klingt, könnte wegen Parallelen zum Streit um den Pfingstberg Konfliktpotenzial haben: Es geht um die historische Parkanlage der Villa Jacobs am Ufer des Jungfernsees. Die Stadtverwaltung erarbeitet derzeit einen Bebauungsplan für das Areal zwischen der Villa und dem Campus Jungfernsee. Das Verfahren war im April vergangenen Jahres mit einem Aufstellungsbeschluss eingeleitet worden. Im Ergebnis könnte dadurch eine bisher öffentlich zugängliche Fläche eingezäunt werden.
Der Eigentümer will den Zutritt beschränken
Am Dienstagabend teilte die Stadtverwaltung einen Zwischenstand des Verfahrens mit. Demnach würde die Verwaltung gern den historischen Königsweg als öffentlichen Weg weitgehend wieder anlegen, wie Stadtplanungschef Andres Goetzmann erläuterte. Der Weg soll den jüngst gebauten Uferweg am Jungfernsee mit der Fritz-von-der-Lancken-Straße verbinden und nördlich am sogenannten Hippodrom vorbeiführen. Dabei handelt es sich um einen Rundweg als zentrales Element einer im 19. Jahrhundert vom Hofgärtner Hermann Sello nach Plänen Peter-Joseph Lennés angelegten Gartenanlage der Villa Jacobs. Der größte Teil dieser Fläche soll nach dem Vorschlag der Verwaltung zu einer privaten Grünfläche umgewidmet werden. Der Eigentümer könnte anschließend die Pflege der Gartenanlage übernehmen – und den Zutritt beschränken.
Im Bauausschuss stieß das Vorhaben auf ein geteiltes Echo, denn derzeit ist das private Grundstück als Wald öffentlich zugänglich. Man wolle einen zweiten Fall Döpfner verhindern, sagte der Stadtverordnete Pete Heuer (SPD). Damit spielte er auf den Streit um den Pfingstberg an. Dort hatte der Springer-Vorstandschef mit der Schlösserstiftung vereinbart, die marode Villa Schlieffen sowie die dortige Parkanlage auf eigene Kosten zu sanieren. Als Gegenleistung wollte er einen Teil des Parks privat nutzen. Dagegen gab es Protest. Seit mehr als einem Jahr ringt die Stadtpolitik wie berichtet um einen Kompromiss.
Auch die Linke reagierte ablehnend
Angesichts dieser Vorgeschichte reagierte auch die Linke am Dienstag ablehnend auf die Ideen der Verwaltung für die Gartenanlage der Villa Jacobs: Man solle nicht ohne Not den öffentlichen Zugang zu Flächen beschränken, so der Stadtverordnete Michel Berlin. Selbst wenn die Stadt derzeit nicht die Möglichkeit habe, die Gartenanlage selbst zu sanieren, sei das nicht für alle Zeiten ausgeschlossen. Praktisch ist es derzeit jedoch nur mit festem Schuhwerk möglich, die Fläche zu betreten. Die historische Gartenanlage ist nach jahrzehntelanger Vernachlässigung verwildert. Für die Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke spielt die Frage der Zugänglichkeit deshalb nicht die Hauptrolle. „Die Pflege der Kulturlandschaft ist doch ein Wert an sich“, sagte sie. Sollte es eine Chance geben, die historische Gartenanlage wiederherzustellen, sollte man diese Möglichkeit nicht ausschließen.
Ein Unterschied zum Fall Pfingstberg
Allerdings gibt es neben Parallelen zum Fall Pfingstberg auch einen Unterschied: Die Fläche ist bereits in privatem Eigentum und gehört nicht einer öffentlichen Institution, die finanziell nicht in der Lage ist, sie zu pflegen. Der Eigentümer der Villa Jacobs, der Architekt Stefan Ludes, hatte das Grundstück bereits im Zuge der Sanierung der Villa Jacobs vom Entwicklungsträger Bornstedter Feld erworben. Schon damals habe man langfristig geplant, die denkmalgeschützte Gartenanlage wiederherzustellen und einen öffentlichen Weg einzurichten, sagte Ludes den PNN. Und im bereits sanierten Teil des Parks südlich der Villa habe man mit vielen Veranstaltungen gezeigt, dass man bereit sei, das Gelände auch für die Öffentlichkeit zu öffnen.
Stadtplanungschef Goetzmann stellte am Dienstag eine Alternative vor: Im B-Plan könnte das gesamte Areal zur öffentlichen Grünanlage erklärt werden. Dann würde alles bleiben wie bisher: verwildert und ohne Weg.Marco Zschieck
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: