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Landeshauptstadt: Konflikt um „teilweise faules Holz“

Weberhaus-Besitzer kämpft gegen Denkmalschutzauflagen/Kalesse: „Keine potemkinschen Dörfer“

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Weberhaus-Besitzer kämpft gegen Denkmalschutzauflagen/Kalesse: „Keine potemkinschen Dörfer“ Babelsberg. Das Motto des morgigen Tages des Denkmals ist „Geschichte hautnah – Wohnen im Baudenkmal“. Für André Stark ist es nicht nur hautnahe Geschichte, sondern auch Ärger, den er mit einem Plakat öffentlich machte. Er ist Eigentümer eines Weberhauses, sanierte bereits Ladenbereich und Büro im Objekt. Nun sollte das Dach in Angriff genommen werden. „Undicht, faulendes Holz, fehlende Dämmung“, umreißt Stark kurz den Zustand. Ein neues Gebälk mit den für das Sanierungsgebiet Babelsberg vorgeschriebenen Dachziegeln wollte Stark, holte sich Statik und Kostenangebote, beantragte eine Baugenehmigung. Mit der kamen die denkmalrechtlichen Auflagen, die André Stark in Rage brachten. „Ich habe immer von neuem Gebälk gesprochen, die vom Bauamt bestätigte Statik ist darauf ausgelegt.“ Die denkmalrechtlichen Vorgaben besagten, dass soweit als möglich die alten Hölzer wieder verwendet werden sollen, dass das von Stark eingereichte Holzschutzgutachten nicht ausreiche. „Diese geforderten Sanierungsmaßnahmen übersteigen meine Mittel und Möglichkeiten“, erklärt Stark. „Ich müsste das Dach komplett abtragen, die Hölzer sichern, für die Begutachtung und die Reparatur zwischenlagern und wieder einbauen lassen.“ Auch ein neues Statikgutachten sei nötig, ganz zu schweigen von längerer Bauzeit und einem höheren Gerüst. „Wer bezahlt das?“ Auf Starks Angebot, das Dach mit neuer Holzkonstruktion, ansonsten nach allen Vorgaben errichten zu lassen, sei nicht eingegangen worden. „Warum hat die Behörde Interesse, dass ein Denkmal verfällt?“, fragt sich André Stark. „So kommt es, wenn ich nach den Vorgaben bauen muss. Dann ziehen wir raus, die Sanierung bliebe aus und das Denkmal verfällt. In fünf Jahren bauen wir dann mit neuem Material ein altes Haus.“ Stadtkonservator Andreas Kalesse besteht auf den Auflagen: „Wir wollen keine potemkinschen Dörfer erhalten. Diese Hölzer erzählen eine Geschichte, sind authentisches Material, die Handwerksspuren dokumentieren.“ Das geforderte detaillierte Gutachten sei auch Sicherheit für den Bauherrn. Ein kompletter Ausbau der Hölzer sei dafür nicht erforderlich. „Per Endoskopie können Gutachter verdecktes Holz bestimmen“, so Kalesse. Eine finanzielle Mehrbelastung und längere Bauzeiten gebe es seiner Ansicht nach nicht. „Mit Hilfe von Fachleuten bleibt alles im Rahmen.“ Und es existieren kostendeckende Förderprogramme und Steuerabschreibungen. Der Stadtkonservator schildert, wie wichtig gerade in Alt Nowawes die Erhaltung der Originalsubstanz sei. Von ehemals 250 Weberhäusern stehen nur noch 100, davon ist nur ein Bruchteil original. Umso wichtiger sei es, die zu erhalten. Ein möglicher Auszug schreckt ihn nicht. „Weberhäuser sind Liebhaberprojekte. Da finden sich sicher Käufer, die dann denkmalgerecht sanieren.“ Antworten, die André Stark kennt und ihn erzürnen. „Was ist denn wichtiger?“, fragt er. „Die komplette Erhaltung oder die Balken?“ Wenn die so wichtig seien, baue er sie aus und schenke sie der Behörde. Er will sein Haus zum Tag des Denkmals von 12 bis 16 Uhr öffnen und die seiner Meinung nach bestehenden Widersprüche öffentlich machen. Kay Grimmer

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