Landeshauptstadt: Konfliktlotsen gesucht
Im Herbst startet Arbeit im interkulturellen Nachbarschaftstreff am Milanhorst
Stand:
Im Herbst startet Arbeit im interkulturellen Nachbarschaftstreff am Milanhorst Schlaatz - Friedrich Reinsch weiß, dass er sich als zukünftiger Leiter des ab September entstehenden interkulturellen Nachbarschaftstreff am Milanhorst 9 viel vorgenommen hat (PNN berichteten). „Dort soll ein Musterbeispiel für kulturelle Begegnung zwischen Deutschen und Migranten entstehen“, sagt Reinsch vom Brandenburgischen Verein für Weltoffenheit und Menschenwürde, der unter anderem in der Charlottenstraße das „Al Globe“-Begegnungszentrum betreibt und mit dem Treffpunkt im Schlaatz vor der nächsten Herausforderung steht. Die ersten Schritte ab September sind schon klar. Reinsch möchte bereits im Schlaatz aktive Vereine und Institutionen in seinem Haus versammeln und mit ihnen die Perspektiven und Möglichkeiten für das Projekt ausloten. „Dabei müssen wir unbedingt darauf achten, nicht in Konkurrenz mit dem Bürgerhaus zu treten – dies ist nicht Sinn der Sache.“ Das Haus solle eher als offener und ideeller Raum für die verschiedenen Bevölkerungsgruppen im Wohngebiet verstanden werden, „sie sollen Gestaltungsmöglichkeiten erhalten.“ Dieses Konzept soll schon bei der ab September stattfindenden Sanierung und Renovierung angewendet werden. „Ich hoffe, dass wir motivierte Anwohner finden, die hier ihre Umwelt verändern wollen und uns bei dem Malerarbeiten im Haus helfen“, so Reinsch. Die restlichen Arbeiten im Gebäude – das Dach muss ausgebessert, die Fenster ausgewechselt und der Fußboden erneuert werden – will die Gemeinnützige Wohn- und Baugesellschaft Potsdam mbH (Gewoba) bis „möglichst“ Ende Dezember fertig haben: „Wenn es Förderung von der Investitionsbank des Landes Brandenburg gibt“, schränkt Pressesprecherin Claudia Dinse ein. Die Gesamtkosten für die Sanierung belaufen sich laut Dinse auf 160 000 Euro, der Förderbescheid werde in den nächsten Tagen erwartet. Das Konzept für den Treff basiert auf festen Prinzipien. „Wir müssen Deutsche und Migranten gleichwertig behandeln“, so Reinsch. Es müsse eine ganz bestimmte menschliche Ebene bei der Arbeit gefunden werden: „Wir müssen Möglichkeiten der Teilnahme schaffen, damit die Menschen das Gefühl bekommen, dass ihr Tun bei uns anerkannt wird.“ Dadurch könnten die bestehenden Konflikte im Wohngebiet abgebaut werden. Dieses dialogische Prinzip müsse konsequent angewendet werden. Für die Arbeit sind pro Jahr 170 000 Euro veranschlagt, zwei bis drei Mitarbeiter sollen das Haus führen. Als mögliches Projekt nennt Reinsch zum Beispiel eine so genannte Nachbarschaftsakademie. Dabei ist beabsichtigt, in einem Zeitraum von drei Jahren pro Hauseingang einen Anwohner zu einem „Konfliktlotsen“ auszubilden, der kleinere Streitereien in der Nachbarschaft schlichten soll. „Auch im Treff werden Konfliktberatungsstunden stattfinden.“ Zudem möchte Reinsch eine Idee aus Frankreich im Schlaatz etablieren, den „Europäischen Nachbarschaftstag“. In der Idee sollen sich die Bewohner eines Hauses „um ein Buffet versammeln, gemeinsam kochen, essen und tanzen“, so das Konzept des Weltoffenheitsvereins. „Natürlich sind wir bei allen Plänen von der Mitarbeit der Bürger abhängig, deshalb laden wir alle Interessierten ein“, so Reinsch, der auch auf die große Zahl der im Schlaatz wohnenden Studenten hofft. „Mindestens ein Jahr wird es aber dauern, bis sich dieses Modellprojekt wirklich etabliert hat“, warnt Reinsch aber vor sofort greifbaren Erfolgen. Henri Kramer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: