
© Manfred Thomas
Von Thorsten Metzner: Kongsnaes: Geulen klagt auf Baustopp
Anwohnerinitiative „Schwanenallee“ alarmiert die Unesco und geht gegen Stadt vor Gericht
Stand:
Berliner Vorstadt – Der Konflikt um den Wiederaufbau der Matrosenstation an der Glienicker Brücke als Ausflugsrestaurant mit Yachthafen erreicht die Unesco: Die Anwohnerinitiative „Schwanenallee“ – dort leben Manager, Chefredakteure, Anwälte – hat jetzt das Pariser Welterbekomitee und die Deutsche Unesco-Kommission alarmiert. Ziel sei es, „die drohende Verletzung des Welterbestatus“ zu verhindern, teilte der Berliner Rechtsanwalt Reiner Geulen, der die Anwohner jetzt vertritt, am Mittwoch mit. So würden historische Sichtachsen durch das Vorhaben durchschnitten. In den Schreiben an die Gremien der Unesco, die jüngst Dresden den Welterbetitel wegen des Baus einer Elbebrücke im Stadtzentrum aberkannte, wird vor einer „schwerwiegenden Beeinträchtigung“ des Welterbes gewarnt.
Geulen hatte das Aus für das Bundeswehr-Bombodrom in Wittstock erstritten, aber auch gegen die Stadt Potsdam den ursprünglichen Uferweg-Bebauungsplan am Griebnitzsee vor Gericht gekippt. Der Anwalt geht inzwischen offensiv gegen die von der Stadt – sechs Wochen nach Einreichen des Bauantrages – erteilten Bau- und Fällgenehmigungen für das Kongsnaes-Projekt vor, das der Berliner Unternehmer Michael Linckersdorff realisieren will. Beim Verwaltungsgericht Potsdam hat er jetzt eine einstweilige Anordnung gegen die Landeshauptstadt beantragt, „mit dem Ziel, dem Investor des Vorhabens jegliche Baumaßnahmen, Baumrodungen und Eingriffe in den Uferbereich des Jungfernsees zu untersagen“. Nach Geulens Angaben seien ein Restaurant für mehrere Hundert Personen mit Biergarten – mit Öffnungszeiten bis 24 Uhr am Wochenende beziehungsweise 23 Uhr werktags – aber auch die Fällung von mehr als 100 Bäumen bereits genehmigt. „Wir gehen davon aus, dass das gesamte Vorhaben scheitern wird“, so Geulen, der für den Fall Schadenersatzrisiken für die Stadt Potsdam sieht. „Die Genehmigungen sind offensichtlich rechtswidrig.“
Das sieht die Stadt Potsdam anders. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat bereits erklärt, dass die Baugenehmigung „in Ordnung“ sei. Der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Grüne) nannte die Erklärung Geulens, der „meilenweit daneben“ liege, „Unfug“. Der Genehmigung für das Restaurant mit 60 Innen- und 30 Außenplätzen, das keine Sichtachse berühre, hätten die obersten Welterbeschützer zugestimmt: Landeskonservator Detlef Karg und Schlösserstiftungs-Generaldirektor Hartmut Dorgerloh.
Daneben entzündet sich der Streit wie berichtet an noch nicht genehmigten Stegen mit einer Gesamtlänge von 170 Metern, gegen die auch die Schlösserstiftung und das Landesdenkmalamt intervenieren. Deren Bedenken würden auch von der Potsdamer Denkmalbehörde geteilt, sagte Klipp jetzt im Bauausschuss. „Es ist nicht damit zu rechnen, dass die Steganlagen genehmigt werden. Eine Marina wird es in der beantragten Form ganz sicher nicht geben.“ Nach Worten von Klipp sei Jakobs mit allen Beteiligten im Gespräch „um beruhigend einzuwirken“.
Mit Unverständnis auf die Klage der Anwohner und die damit verbundene Zuspitzung reagierte der Förderverein „Kongsnaes“, der sich für den Aufbau der Matrosenstation engagiert. „Es musste immer klar sein, dass es bei einer einer Revitalisierung des Ensembles nicht die friedliche Idylle bleibt. Die Interessen der Anwohner sind nicht die Interessen der Einwohner und der Touristen“, sagte Chef Volker Schneeweiß. „Es ist schön, dass dort nach zehn Jahren endlich etwas passiert.“ Im Vergleich zu Vorgänger-Projekten – etwa Hotel oder Tagungszentrum – sei das von Linckersdorff das „verträglichste“. Linckersdorff wollte sich bis Redaktionsschluss nicht zu den neuen Entwicklungen äußern.
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