Von Sabine Schicketanz: Kongsnaes: Investor arbeitet noch an neuen Bauanträgen Nach rechtswidrigen Genehmigungen bisher keine neue Prüfung / Linckersdorff: Halte an Projekt fest
Berliner Vorstadt - Im Potsdamer Rathaus sind knapp sechs Wochen, nachdem die Verwaltung ihre selbst erteilten Baugenehmigungen zurückzogen hatte, noch keine neuen Bauanträge für die umstrittene Matrosenstation Kongsnaes eingegangen. Ende Januar musste Potsdam bekanntlich die Genehmigungen kassieren, weil sie rechtswidrig waren.
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Berliner Vorstadt - Im Potsdamer Rathaus sind knapp sechs Wochen, nachdem die Verwaltung ihre selbst erteilten Baugenehmigungen zurückzogen hatte, noch keine neuen Bauanträge für die umstrittene Matrosenstation Kongsnaes eingegangen. Ende Januar musste Potsdam bekanntlich die Genehmigungen kassieren, weil sie rechtswidrig waren. Die Verantwortung dafür hatte Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) übernommen. Er sicherte Investor Michael Linckersdorff zu, innerhalb von vier Wochen neue Baugenehmigungen zu erteilen.
Doch bisher kann die Bauverwaltung noch keine Anträge dazu bearbeiten. Linckersdorff erklärte dies mit dem aufwändigen Prozess, alle „gerichtlichen Hinweise“ einzuarbeiten: „Da sind wir gerade kräftig dabei.“ Er wolle „perfekte“ Bauanträge vorlegen, die für jeden nachvollziehbar seien. Dabei habe er es nicht eilig: „Ich habe alle Zeit der Welt.“
Anlass für die Rücknahme der Baugenehmigungen Ende Januar war ein „rechtlicher Hinweis“ des Potsdamer Verwaltungsgerichts. Die Genehmigungen könnten, so hieß es, „keinen Bestand haben“. Nachbarn der Matrosenstation, die eine Kommerzialisierung des Welterbes befürchten, hatten gegen die Genehmigungen geklagt. Das Gericht hatte bemängelt, dass die Genehmigungen einer Blanko-Vollmacht für die Größe der Gastronomie gleichen würden. Dies hatten Anrainer in ihrer Kritik, die Stadt und Investor als angeblich falsch zurückgewiesen hatten, stets beklagt. Auch rügte das Gericht, dass Prognosen zu Lärmimmissionen und Verkehrsbelastungen durch die Gaststätte fehlen würden.
Linckersdorff versicherte gestern, er halte weiter am Projekt Matrosenstation fest. „Das ist Herzblut.“ Er habe Kongsnaes Anfang 2009 erworben, weil er „eine kleine Spur hinterlassen“ wolle. Zuvor hatte die Stadt die Matrosenstation im dritten Anlauf ausgeschrieben. Linckersdorff bot eine Million Euro und bekam den Zuschlag. Gegen seine Pläne gründete sich vergangenen Herbst eine Initiative der Anrainer der Schwanenallee, die als Bürgerinitiative „KeinKongsneasKommerz!“ fungiert. Die Initiative kündigte Ende Januar an, auch gegen die neuen Baugenehmigungen juristisch vorzugehen. Außerdem wollten die Anrainer selbst ein Konzept für die Matrosenstation erarbeiten, das „dem historischen Anspruch der kulturell bedeutenden Stätte gerecht wird“, so Sprecher Till Weishaupt. Linckersdorff sagte, mit den Bestrebungen, die Matrosenstation zu kaufen, hätten seine „lieben Nachbarn“ ihre „Maske fallen gelassen“, sie wollten offenbar selbst ein Geschäft machen. Vorwürfe, er kommerzialisiere das Welterbe, wies er erneut zurück. „Ich habe Kunstgeschichte und Betriebswirtschaft studiert, ich weiß, was ich tue.“ Die Auseinandersetzung sehe er „gelassen“.
Die Matrosenstation Kongsnaes ist 1892 im Auftrag Kaiser Wilhelm II. errichtet worden. Dazu gehörten die Ventahalle (Empfangshalle) direkt am Seeufer, die wiederaufgebaut werden soll, sowie ein Boots-, Matrosen- und ein Kapitänshaus, die alle drei erhalten sind. Nach Linckersdorffs Plänen soll die Ventahalle einen Küchenanbau bekommen; seinen Angaben nach sollen innen 60 Restaurant-Plätze, in der umlaufenden Veranda 32 sowie auf den zwei vorgelagerten Bastionen 30 Außenplätze entstehen. Das Bootshaus darf nach Angaben der Stadtverwaltung nur Vereinsveranstaltungen offen stehen. Es bietet Platz für 110 Gäste.
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