zum Hauptinhalt

Schwanenallee: Kongsnaes-Konflikt geht weiter

Die Schwanenallee-Anrainer kündigen eine Klage gegen die Baugenehmigungen an. Investor Michael Linckersdorff sieht „Versuch einer schlechten Verliererin“ gescheitert.

Stand:

Berliner Vorstadt - Mit dem knappen 21-zu-19-Votum des Stadtparlaments gegen einen Bebauungsplan für die Wiedererrichtung der ehemaligen Kaiserlichen Matrosenstation im Potsdamer Welterbe ist die nächste Runde im Kongsnaes-Konflikt eingeläutet. „Wenn das, was der Investor beantragt hat, jetzt genehmigt wird, werden wir es garantiert anfechten“, sagte am Donnerstag Götz von Kayser, Sprecher der Nachbarschaftsinitiative „Kein Kongsnaeskommerz“.

Gleichzeitig sei es sehr bedauerlich, dass kein Bebauungsplan aufgestellt werde, so von Kayser. „Wir haben auf einen konstruktiven Prozess und die Einbindung der Öffentlichkeit gehofft.“ Doch dieser Weg sei jetzt versperrt. Dafür mitverantwortlich macht von Kayser die Stadtverwaltung. Ihm sei „unbegreiflich“, warum sie sich gegen einen Bebauungsplan wehre. Es habe, so von Kayser, Aussagen gegenüber Stadtverordneten gegeben, wonach der Investor Michael Linckersdorff Schadenersatzansprüche anmelden könnte, wenn die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen werde. Dann müssten die Stadtverordneten persönlich haften. Dies sei aber „Quatsch“. Jetzt sei die Verwaltung „scheinbar gewillt“, die Bauanträge von Linckersdorff „durchzuwinken“. Ohne Bebauungsplan könnten sich die Anwohner jetzt nur „destruktiv“ per Klage wehren: „Und wenn wir vor Gericht gewinnen, sind wir wieder am Anfang.“ Juristisch hatten sie bereits einmal Erfolg: Das Potsdamer Verwaltungsgericht hatte Anfang des Jahres die bereits erteilten Baugenehmigungen in einem „Hinweis-Beschluss“ für eindeutig rechtswidrig erklärt; die Stadt zog sie zurück und übernahm die Verantwortung.

Der Berliner Uhren- und Schmuckhändler Linckersdorff hatte die Matrosenstation für eine Million Euro von der Stadt gekauft. In der 1945 abgebrannten Ventehalle direkt am Ufer des Jungfernsees, die er laut Kaufvertrag historisch getreu wiedererrichten muss, will Linckersdorff ein Restaurant mit 122 Plätzen unterbringen. Ein Funktionsbau soll daneben in moderner Architektur gebaut werden. Außerdem plant Linckersdorff eine Hafenanlage mit einem 32 Meter langen Steg für Fahrgastschiffe, Charterboote und die Miniaturfregatte „Royal Louise“ sowie 30 Liegeplätze für Boote – 20 davon soll ein gewerblicher Anbieter historischer Segelboote nutzen. Zur Matrosenstation gehören drei weitere Gebäude, in denen Wohnungen und zwei kleine Büros entstehen sollen. Anwohner der Schwanenallee gehen seit Monaten gegen die Pläne auf die Barrikaden. Sie befürchten eine Kommerzialisierung des Welterbes mit einer Großgastronomie. Der Investor weist das zurück. Das Gegenteil sei der Fall: Er vervollständige das Welterbe.

Linckersdorff nannte den Stadtverordnetenbeschluss am Donnerstag „einen Etappensieg“. Er sei „sehr froh“, dass damit „der Versuch einer schlechten Verliererin“, sein Projekt zu zerstören, gescheitert sei. Gemeint ist die FDP-Fraktionschefin Martina Engel-Fürstberger, die sich bei einer vorherigen Ausschreibung, die aufgehoben wurde, ebenfalls um die Matrosenstation beworben hatte. Um ihn zu stoppen, habe ihm zudem ein Anrainer bereits ein Kaufangebot für Kongsnaes gemacht. Doch er werde bauen. Möglichen Klagen sehe er gelassen entgegen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })