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Links und rechts der Langen Brücke: Königlich wohnen

Jan Brunzlow über die Möglichkeit der Schlösserstiftung, nicht museal genutzte Gebäude sanieren zu lassen, ohne Geld dafür auszugeben

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Das Rad erfindet die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten nicht neu, aber sie entwickelt es weiter. Und sie entwickelt sich weiter. Nun will sie ein Immobilienpaket mit Gebäuden mitten in den Potsdamer Welterbeparks europaweit ausschreiben und privaten Eigentümern übergeben. Die sollen die Häuser sanieren beziehungsweise wieder aufbauen. Dafür erhalten sie das Recht, die Gebäude in Abstimmung mit der Stiftung zu vermieten und zu verpachten. Und auch die Sanierung der wertvollen historischen Substanz geschieht unter Aufsicht der Welterbeschützer. Somit könnten in den nächsten drei Jahren Gebäude saniert werden, die sonst womöglich noch Jahrzehnte im Dornröschenschlaf verblieben wären. Dazu gehören der Marstall, das Maschinenhaus und das Pförtnerhaus III – das soll wieder aufgebaut werden – im Babelsberger Park. Das sind bislang ungenutzte Immobilien, die auf eine Verwertung warten. Parkaffin natürlich. Am besten Wohnen, meinen Stiftung und Denkmalschutz. Eine schöne Vorstellung, im Babelsberger Park über dem Kleinen Schloss im Marstall zu wohnen, wo früher der Kaiser seine Kutschen untergebracht hat.

Historische Gebäude mit Wohnungen hat Potsdam jede Menge, aber die Lage und Exklusivität öffnet ein neues Kapitel in der Vermarktung. Und womöglich auch ein neues Kapitel bei der Stiftung selbst. Zwar ist Wohnen in den Häusern in den Parks nichts ungewöhnliches, doch die Vergabe der Immobilien und deren Vermietungsrechte an Dritte – die Grundstücke und Häuser selbst bleiben im Besitz der Stiftung – sind ein Novum. Nicht museal genutzt sind die Häuser, die an ein Unternehmen oder eine Privatperson übergeben werden sollen. Und wer ist noch nicht zwischen Babelsberger Park und Klein Glienicke spaziert und hat sich über den Zustand des Maschinenhauses geärgert. Für die Stiftung könnte der Plan einen doppelten Effekt erzielen: Sie spart und gewinnt doch. Einerseits muss die Stiftung geschätzte Sanierungs- und Neubaukosten in Höhe von 26 Millionen Euro nicht bezahlen. Das wirkt sich auf den Haushalt der Stiftung aus, die dieses Geld in das Kerngeschäft, Prunkbauten wie Neues Palais, Schloss Sanssouci und Schloss Babelsberg, investieren kann. Andererseits könnten gerade unansehnliche Bereiche in den Parks wieder aufblühen und neues Leben einziehen. Der Plan dient somit auch der Wiederherstellung des Gesamtensembles der Welterbeparks. Die Stiftung geht damit den richtigen Weg. Sinnvoll verwerten, ohne das Erbe zu gefährden.

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