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Landeshauptstadt: Königs Frühstück aus der Kaffeeküche

Im Wirtschaftsflügel des Schlosses Sanssouci wurden weitere zwei Räume für das Publikum geöffnet

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Im Wirtschaftsflügel des Schlosses Sanssouci wurden weitere zwei Räume für das Publikum geöffnet Von Erhart Hohenstein Sanssouci - Im Küchenflügel des Sanssouci-Schlosses können ab heute auch die Kaffeeküche und die Stube des Cafétiers besichtigt werden. Seit 1993 waren in dem unter König Friedrich Wilhelm IV. ab 1842 eingerichteten Wirtschaftstrakt bereits die Schlossküche und die Backstube zugänglich. In der einstigen Silberkammer bietet ein Küchenshop historische Zutaten und Kochbücher an. Im Vorjahr wurden auch Weinkeller und Kellermeisterstube restauriert. Heidrun Liepe, Leiterin der Abteilung Schlossmanagement der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, gab ihrer Freude über die Erweiterung Ausdruck. Damit könne das Wirtschaftsleben den Touristen noch besser vermittelt werden. Das Interesse daran steige ständig. Denkmalpfleger Klaus Dorst und Bärbel Stranka, Abteilung Schlossmanagement, stellten die neu erschlossenen Räume vor. In der Kaffeeküche wurden keineswegs nur Kaffee und Tee gebrüht. Sie hatte auch die Aufgabe, kleinere Speisen und süße Leckereien zuzubereiten und die Frühstückstafel für das Königspaar zu bestücken. Deshalb stand hier ein stattlicher Herd, der leider verloren gegangen ist, aber durch eine Installation angedeutet wird. Original erhalten hat sich dagegen das lange Küchenregal. Auf ihm stehen Kaffeetrommeln, auf denen die roh angelieferten Bohnen gebrannt, alte Mörser und Mühlen, in denen sie zerkleinert wurden. Wie auch für Hauptküche und Backstube sind einige der Gerätschaften aus Privatbesitz an die Stiftung gegeben worden; Bärbel Stranka würde sich freuen, wenn weitere solche Spenden die Regale auffüllen. Die wesentlich kleinere Stube des Cafétiers, also des Aufsehers über die Kaffeeküche, wurde in ihrer ursprünglichen, hellbrau dominierten Farbfassung wiederhergestellt. Die hölzerne Eingangswand ist teilweise erhalten, durch ein Stückchen freigelegten Ziegelfußboden und Bruchstücke von Kacheln wird an den Kamin erinnert, an dem sich einst der Cafétier wärmte. Eine spiegelverkleidete Klappe ermöglichte ihm, die königlichen Wünsche in den Hauptraum an seine Mannschaft weiterzugeben. Ob die Durchreiche jemals funktioniert hat, bezweifelt Klaus Dorst, denn der Tischler hat bei der Anfertigung rechte Pfuscharbeit geleistet. Der Denkmalpfleger stellt auf Schautafeln die Geschichte der Wirtschaftsräume dar und vermittelt interessante Details. So beschäftigte der König neben Cafétiers eigens einen chinesischen Teekoch und ließ ihm in der Weinbergstraße 9 ein Haus bauen. Da Friedrich Wilhelms Witwe Elisabeth bis zu ihrem Tode weiter in Sanssouci wohnte, gingen in der Schlossküche vor 1873 die Feuer nicht aus. Auch deshalb ist sie als einzige preußische Hofküche fast original bis in unsere Zeit gerettet worden. Wenn die noch immer in einem Teil befindliche Besuchertoilette verlagert wird, könnten weitere Räume restauriert und erschlossen werden. Auch ein bequemerer Zugang von der Giebelseite wäre dann möglich.

Erhart Hohenstein

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