Landeshauptstadt: Königspaar im Ehebett
Charlottenhof ist das schönste Schloss in Sanssouci, sagt Kastellanin Ulrike Zumpe
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Charlottenhof ist das schönste Schloss in Sanssouci, sagt Kastellanin Ulrike Zumpe Von Erhart Hohenstein Die Touristenwoge, die täglich nach Sanssouci rollt, erreicht Schloss Charlottenhof nur in sanften Ausläufern. Hier repräsentierte ja auch kein Friedrich seine Macht, hier lebten in neun kleinen, wenn auch nobel ausgestatteten Wohnräumen Friedrich Wilhelm (IV.) von Preußen und Elisabeth von Bayern ein nahezu bürgerlich zu nennendes Eheleben, sogar mit gemeinsamem Schlafzimmer und Ehebett, was für die gekrönten Häupter nun wirklich ungewöhnlich war. Der Kronprinz liebte seine Elisabeth aufrichtig, und so tat er mit und in dem Schlösschen und mit der Gestaltung des Parks alles, um ihr etwas von ihrer südlicheren und sonnigeren Heimat zurückzugeben, nach der sie sich zeitlebens sehnte. Diese liebevolle und intime Atmosphäre hat Charlottenhof bewahrt. Kastellanin Ulrike Zumpe ist überzeugt: Das spüren die Besucher. Sie verhalten sich beim Rundgang anders als in den Hauptschlössern, ruhiger, gesammelter. Mit deren Zahlen kann und will Charlottenhof nicht konkurrieren, hat aber Stammgäste, die immer wieder kommen. Als sich die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Vorjahr in einer Befragung bei den Besuchern auch nach der Qualität der Führungen erkundigte, gab es eine Überraschung: Mit Note 1,6 hatte Charlottenhof klar die Nase vorn. Ulrike Zumpe erklärt dies mit der engen inneren Verbindung der Führer und des übrigen Personals mit „ihrem Schloss“, das für sie „das schönste im Park Sanssouci“ ist. Beim Rundgang werde jede zusätzliche Frage beantwortet. Freilich sei das in den gegenüber den Hauptschlössern auf 15 Personen beschränkten Gruppen leichter, räumt sie ein In ihrer ruhigen, zurückhaltenden Art scheint Ulrike Zumpe als Kastellanin wie ausgesucht für das stille Schlösschen. So war es aber nicht: Sie ist auf einem Umweg nach Sanssouci gekommen. In Frankfurt (Oder) aufgewachsen, hat sie dann Landwirtschaft studiert. Als die Kinder kamen, suchte die junge Mutter eine nicht so tagesfüllende Beschäftigung, wurde Schlossführerin und nach einem zusätzlichen Studienabschluss als Diplommuseologin 1974 Kastellan. Zu ihrem Bereich gehören neben Charlottenhof die Römischen Bäder, das Chinesische Haus und die Moschee am Havelufer. Die Offensive der Stiftung, solche Sehenswürdigkeiten stärker in den Blickpunkt zu rücken, um die Besucherzahlen und damit die Einnahmen zu steigern, hat auch Ulrike Zumpe erreicht. Sie freut sich, dass dies mit einer größeren Eigenständigkeit der Kastellane verbunden werden soll. Sie denkt an Spezialführungen durch Charlottenhof, beispielsweise zu den zum Teil von Schinkel entworfenen Möbeln, den Berliner Eisengussarbeiten, den im Kupferstichzimmer hängenden Graphiken oder den Textilien, in denen immer wieder die bayerischen Landesfarben Weiß und Blau auftauchen. Der Park, u.a. mit Rosengarten und Dichterhain, könnte stärker einbezogen werden, ebenso die Schlossterrasse, wo die Restaurierung des Kleinen Portikus im Juli abgeschlossen wird. Auch über eine Winteröffnung des Saisonschlosses sollte nachgedacht werden. Die Römischen Bäder sind ohnehin Ort von Ausstellungen, so jetzt von Sanssouci-Ansichten des Potsdamer Malers Peter Rohn. Die Kastellanin hat erfahren, dass „Events“ bei den Besuchern in hoher Gunst stehen. Deshalb wird sie auch in der diesjährigen Schlössernacht das Teehaus öffnen, wo sich bei der vorigen Auflage dieses Festes 7000 Besucher einfanden, und am Tag des Denkmals in der Moschee nicht nur die historische Pumpenanlage zeigen, sondern auch die modernen Maschinen,die das Havelwasser auf den Ruinenberg heben. Einen Tipp gibt Ulrike Zumpe mit auf den Weg. Am Vormittag ist der Blick aus den Fenstern des Landschlösschens auf die verschiedenen Partien des Parks besonders reizvoll. Das werde viel zu wenig genutzt, denn nach wie vor strömen die Touristen zuerst nach Sanssouci und kommen erst nach dem Mittag ins „Zweitziel“ Charlottenhof.
Erhart Hohenstein
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