Es ist eine Zahl, die man nur ungläubig zur Kenntnis nehmen kann: In Potsdam gibt es nur noch vier produzierende Bäckereien. Alle anderen sind Filialen von Bäckerei-Ketten, die ihr Brot und ihre Brötchen angeliefert bekommen und nur noch in den Umluftofen schieben müssen. Umso wichtiger scheint es da, den verbliebenen produzierenden Bäckern eine Plattform zu bieten – und transparent zu machen, was hinter der Ladentheke geleistet wird. Denn in den Backstuben lebt die alte Handwerkskunst noch, werden die Hefezöpfe per Hand geflochten und jedes einzelne Brot markiert. Wie lange diese traditionsreiche Arbeitsweise bewahrt werden kann, hängt unmittelbar von der Akzeptanz der Kundschaft ab – die für die handgemachte Schrippe wohl meist mehr zahlen müssen als für die industriell gefertigte. Deshalb ist die „Lange Nacht des Backens“ eine richtige, eine clevere Marketingaktion: Wer dem Bäckermeister einmal bei der Arbeit über die Schulter geschaut hat, weiß, wessen Brötchen er künftig essen möchte – und wessen nicht. Für die Bäckerei Braune ist der Konkurrenzdruck der Backshops an der Ecke wahrscheinlich nicht ganz so groß. Doch mit der Teilnahme an der „Nacht des Backens“ ist sie auch ihrer Rolle gerecht geworden – als Potsdamer Traditionsbäckerei.
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