Homepage: Konrad Wolf bleibt
Die Filmhochschule HFF hat ihren Namensgeber Konrad Wolf zu seinem 30. Todestag geehrt
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Michael Wedel ist strikt dagegen, „Konrad Wolf“ aus dem offiziellen Hochschulnamen der Potsdamer Filmhochschule HFF – „Hochschule für Film und Fernsehen – Konrad Wolf“ – zu streichen. Die in den letzten Jahren immer wieder aufkeimende Diskussion um den Wegfall des Namens des renommierten Defa-Regisseurs versteht Michael Wedel, Professor für Medienwissenschaft an der HFF, nicht. Das betonte er zum Filmabend, der am Dienstag anlässlich des 30. Todestages des Defa-Regisseurs im Filmmuseum stattfand.
Wedel hatte die Debatte sowieso nie ganz so ernst genommen, denn eine Umbenennung müsse beim Senat beantragt werden. Und wenn in naher Zukunft ein Antrag auf Namensänderung eingehe, dann ist sich Michael Wedel sicher, dass der Name Konrad Wolf Bestand haben werde. Wedel sieht keinen Grund, warum man den Namen ablegen solle. Vielleicht sei er überflüssig, wenn sich die Schule in ferner Zukunft auf digitale Filme spezialisiere. Aber selbst dann brauche man keine Angst davor zu haben, dass der Name zu sehr einschränkt. Denn eine Schule die ihre Lehre ausschließlich über den Namen definiert, sei keine gute Schule.
Der seit 2009 an der HFF tätige Professor für Medienwissenschaft mit Schwerpunkt Filmgeschichte betonte, dass die Schule den Namen Konrad Wolf mit Stolz trage und sich der Verantwortung bewusst sei. Die Hochschule bemühe sich den Namen an die Neu-Studierenden in einer Einführungswoche weiterzugeben, in der Filme von und über den Regisseur gezeigt würden.
Konrad Wolf, 1925 in Hechingen als Sohn eines deutsch-jüdischen Arztes geboren, emigrierte 1933 mit seiner Familie nach Moskau, wo er die deutsche Schule besuchte und die sowjetische Staatsangehörigkeit erwarb. In der Roten Armee gehörte er 1945 als 19-Jähriger zu den Truppen, die Berlin einnahmen. Von 1949 bis 1954 studierte er an der Moskauer Filmhochschule. Anschließend arbeitete er als Regisseur bei der Defa. 15 Filme (unter anderem „Goya“, „Solo Sunny“, „Der geteilte Himmel“) und zahlreiche Auszeichnungen umfassen das Werk und Schaffen Konrad Wolfs, der 1982 im Alter von 56 Jahren starb.
Zu Ehren Konrad Wolfs wurde im Filmmuseum der Film „Der nackte Mann auf dem Sportplatz“ gezeigt. Laura Laabs, Regiestudentin der HFF, erklärte dazu, dass Wolf dem Zuschauer in diesem Film, viel Freiraum lasse. Laura Laabs versteht den Film als ein offenes Kunstwerk, das dem Zuschauer Raum zur Selbstreflexion biete. Der Film handelt von der schwierigen Rolle und Etablierung des Künstlers in der Gesellschaft der DDR. Auch heute stelle sich die Frage, wo der Künstler in der Gesellschaft steht und was er heute noch kann und soll.
HFF-Studentin Laabs war zu ihrem Studienbeginn an der HFF von Konrad Wolf und seinen Filmen völlig überrascht worden. Wolf beeindruckte sie. Zuvor hatte sie fünf Jahre an der FU Berlin Filmwissenschaft studiert, an der HFF nun sah sie zum ersten Mal einen Film von Konrad Wolf. Nach der Sichtung des Films „Ich war neunzehn“, war Laura Laabs so begeistert vom Schaffen des Regisseurs, dass ihre aus der Zeit an der Freien Universität geprägten Idole, wie etwa Rainer Werner Fassbinder, schnell dem Defa-Regisseur Konrad Wolf weichen mussten. Heute stellt sich die 26-jährige Studentin die Frage, wo das Thema der HFF-Studenten gegenwärtig liege, wo der Anknüpfungspunkt an die Filme Konrad Wolfs gefunden werden könne. Ihre Generation kennt die Zeit des geteilten Landes nur aus den Geschichtsbüchern. Laura Laabs, die sich selbst in der Position der Brückengeneration sieht, hat nur schemenhafte Erinnerungen an das Ende der DDR. Aber gerade dass heutzutage junge Menschen die DDR nicht mehr miterlebt haben, könne wieder einen Antrieb geben, sich zu äußern, auch wenn man nicht dabei war. Und das tut sie auch, in ihren eigenen bisher gedrehten Filmen thematisierte sie die DDR. Abschließend erklärt sie, dass Konrad Wolf und sie sich nicht verpasst hätten, sondern im Erinnern begegnen.
Auch Michael Wedel plädiert für ein ständiges Erinnern an den Namensgeber der Schule. Es solle keinem Studierenden aufgezwungen werden, wie und welchem Umfang er sich mit Konrad Wolf beschäftige, aber in speziellen Seminaren zu Konrad Wolf und auch mittels des lebensgroßen Bildes, sowie der Vita mit Filmografie über dem Eingang der Schule solle an den Defa-Regisseur erinnert werden. Und vielleicht werden die Studierenden angeregt, sich doch den ein oder anderen Film von ihm anzusehen.Anna-Maria Kunath
Anna-Maria Kunath
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