Landeshauptstadt: Konsens beim Spaziergang am Griebnitzsee
SPD-Stadtrundgang vereinte streitende Parteien / Statt Enteignung wurde Entgegenkommen gefordert
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Babelsberg - Nach anfänglichem Unverständnis gab es dann doch Applaus für die erstaunliche Ansprache eines Griebnitzseeanwohners: Die Stadt solle zur Sicherung eines öffentlichen Uferweges Prioritäten setzen und damit dies gelingt, auf die vier, fünf Querköpfe unter den Anrainern zugehen. Ulrich Zimmermann ist sogar der Ansicht, dass ihnen Zugeständnisse gemacht werden sollten, damit das Hickhack aufhört und der Uferweg für alle gesichert ist. Und noch erstaunlicher: Selbst die Initiative „Griebnitzsee für alle“ nickte diese Worte nach einem Rundgang, zu dem SPD-Fraktionschef Mike Schubert am Sonntag eingeladen hatte, ab. Auch sie sind offenbar der Streitereien müde.
Der Rundgang zeigte jedenfalls eines: Der Weg wird gern genutzt von Familien ebenso wie von den Radlern und der Blick auf den See ist von überzeugender Schönheit. Wie Schubert zudem erfreut feststellen konnte, haben Vertreter der Anwohner-Initiative wie der für die öffentliche Nutzung Bereitschaft gezeigt, sich wieder an einen Tisch zu setzen. Zum Gespräch will Schubert als Vermittler demnächst einladen.
Zuvor hatten sich die Fronten jedoch noch einmal verhärtet gezeigt. Ein Anwohner – „ich möchte aber auf keinen Fall, dass Sie meinen Namen nennen“ – fand die Einladung der Stadt zur Aussprache unerhört. „Ich erwarte, dass dort auf Augenhöhe verhandelt wird und mir nicht ein Rechtsanwalt erklärt, wenn ich nicht auf das städtische Angebot eingehe, dann werde ich enteignet.“ Dabei sperrt sich dieser Anwohner nicht gegen den öffentlichen Uferweg, möchte aber seine persönlichen Vorstellungen berücksichtigt wissen, wie etwa das Anlegen einer Hecke am Weg und die Sperrung seiner Uferzone für die Öffentlichkeit. Auch der Stadtverordnete Wolfhard Kirsch wird nicht müde zu betonen, dass er für einen öffentlichen Uferweg ist, besteht aber darauf, dass der „durch seinen Garten“ geht und er deshalb bestimmt, wie und wie lange der geöffnet bleibt. Gleichzeitig droht er weiter, dass er den Weg jederzeit schließen könne, wenn man ihm nicht weit genug entgegenkommt. Sollte der Weg der Enteignungen gegangen werden, schreibt Kirsch in einer Stellungnahme, entstünde ein jahrelanger Rechtsstreit mit hohen Anwalts- und Entschädigungskosten. Das Geld sollte die Stadt doch besser in Kindergärten und Schulen stecken.
„Die Hausbesitzer mit ihren Absichten, den Weg zu sperren, wissen gar nicht, was sie den Babelsbergern antun“, betonte dagegen aufgebracht Renate Hollender. Sie wohne mit ihrem Mann um die Ecke und man hätte jahrelang auf einen Wachturm und den Grenzzaun schauen müssen. „Soll nun eine neue Grenze errichtet werden?“, fragte sie den Tränen nahe.
Während die SPD möglichst eine politische und einvernehmliche Lösung für den frei zugänglichen Uferweg anstrebt, zeigte sich der Fraktionschef der Linken, Hans-Jürgen Scharfenberg, der ebenfalls zum Uferwegrundgang gekommen war, als Hardliner. „Öffentliches Interesse muss vor Privatinteressen Vorrang haben“, findet er. Die große Masse der Anrainer sei zum Kompromiss bereit und gegen die anderen müsse man „mit dem scharfen Schwert“ vorgehen, also zur Enteignung greifen. Alles andere hält er für eine Verwässerung des 2007 beschlossenen Bebauungsplanes. Hella Dittfeld
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