zum Hauptinhalt

Links und rechts der Langen Brücke: Konsequent

Sabine Schicketanz meint, die Schlossbefürworter täten gut daran, den Streit um die Besetzung der Landtags-Jury zu beenden

Stand:

Schloss oder nicht Schloss – an dieser Frage kommt in Potsdam niemand vorbei. Die Gestalt des neuen Landtags auf dem Alten Markt ist politisch schwer umkämpftes Terrain. Kaum verwunderlich also, dass der Streit um die Besetzung des Gremiums, das über den Neubau-Entwurf entscheiden soll, schon länger schwelt. Die Verfechter eines möglichst historischen neuen Landtags, eines Landtagsschlosses, haben nun einen Rückschlag erlitten. Der Verein Potsdamer Stadtschloss und die Bürgerinitiative Mitteschön werden keinen Vertreter aus ihren Reihen in die Auswahl-Jury schicken können. Landtagspräsident Gunter Fritsch hat diese Forderung der Landtagsschloss-Befürworter abgelehnt – und das zu Recht. Denn damit hat der Bauherr, das Land Brandenburg, Konsequenz an den Tag gelegt: Die Fachleute in der Landtags-Jury sind allesamt Architekten von „auswärts“ – sehr renommiert, zweifellos fachlich ausgezeichnet. Damit hat das Land ein eindeutiges Zeichen gesetzt: Es vertraut auf internationale Kompetenz und will eine Entscheidung, die mit ihrem Gewicht die jahrelangen Potsdamer Debatten um den Alten Markt befrieden kann. Würden nun Mitglieder der Vereine, also Potsdamer Architekten, in die Jury berufen, wäre diese Strategie – und es ist eine gute – konterkariert. Dazu kommt, dass die Bürgerinitiative und der Verein nicht unbedingt schlagkräftige Argumente für ihr Anliegen aufgefahren haben. Denn einem Architekten von der Klasse David Chipperfields lässt sich nur schlecht unterstellen, er könne einen historischen Stadtraum wie den der Potsdamer Mitte nicht begreifen, nur weil er nicht in der Stadt lebt. Gleichzeitig schließt eine Vorliebe für die Moderne den Respekt für das Historische nicht aus – im Gegenteil. Es ist davon auszugehen, dass die Jury-Architekten beides beherrschen. Die Bürgerinitiative Mitteschön und auch der Verein Potsdamer Stadtschloss täten nun gut daran, die Besetzung der Landtags-Jury zu akzeptieren. Auch, weil das Land als Bauherr zweifellos die Entscheidungshoheit besitzt. Aber vor allem, damit sie nicht ihrer eigenen Sache schaden: Eine Haltung, die als verbohrt bezeichnet werden könnte, wird oft nicht ernst genommen. Klare Forderungen in der Sache und auch spektakuläre Aktionen – beides beherrschen die Schlossbefürworter ja – sind weitaus wirkungsvoller.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })