Landeshauptstadt: Konservendosen-Staffellauf
Einhundert Schüler beim Projekttag zur Mülltrennung
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Von wegen Wegwerfgesellschaft: Die vierte Klasse der Karl-Förster-Schule in Bornstedt bastelt aus unbrauchbaren CDs kurzerhand Kerzenständer, alte Zeitungen werden mit Kleber zu Kugeln gerollt und zu einer Perlenkette aneinandergereiht. Das „Recycling-Basteln“ war nur einer von fünf Workshops, die am Mittwoch im Treffpunkt Freizeit stattfanden. Unter dem Titel „Nicht nur Theater mit dem Abfall“ veranstaltete der Bereich Umwelt und Natur der Stadtverwaltung den Projekttag. Erstmals fand in Potsdam so eine Veranstaltung statt, bei der Kinder spielerisch mit Themen wie Abfallvermeidung und Mülltrennung vertraut gemacht werden sollten. Fünf dritte und vierte Klassen von insgesamt vier Potsdamer Schulen sowie einige Kita- Gruppen nahmen teil.
Zur Einstimmung gab es für die Schüler ein Theaterstück des Märchentheaters Aschaffenburg, bei dem das Märchen vom tapferen Schneiderlein auf witzige Weise umgeschrieben wurde, sodass der Schneider nun statt schwerer Aufgaben Müll beseitigen muss – und dabei selbst viel Abfall verursacht. Bei einem anschließendem Quiz zeigt sich, dass viele der Kinder schon recht gut über Mülltrennung Bescheid wissen: „Welche Abfalltonne gibt es in Potsdam nicht?“, fragt Wilfried Schreiber, Abfall-Berater der Stadt Potsdam. „Die schwarze Abfalltonne, die blaue Papiertonne oder die braune Biotonne?“ Fast alle Schüler wissen die richtige Antwort: Die Biotonne, die es in der Landeshauptstadt bisher nicht gibt. Doch deren Einführung wird nach Verwaltungsangaben ernsthaft erwogen. Denn wie berichtet muss ab 2015 laut Gesetz Bioabfall getrennt gesammelt werden. Und schon ab dem kommenden Jahr will die Stadt in einem Potsdamer Stadtteil Biotonnen zu Testzwecken aufstellen. Obwohl vor allem in den alten Bundesländern die Biotonne seit Jahren eingesetzt wird, hat die Stadt Potsdam dieses System bisher abgelehnt – unter anderem die Wohnungswirtschaft hatte kritisiert, dass neuer Extraplatz für die Tonnen benötigt würde.
Der Projekttag kommt gut bei den Schülern an, auch wenn das Thema vielen bekannt ist: „Ich wusste das meiste schon, was im Theaterstück vorkam“, sagte die neunjährige Zoe von der Karl-FörsterSchule. „Wir haben zu Hause in der Küche auch Säcke für Plastik und Papier.“ In der Schule verwende sie außerdem einen Füller mit besonders großer Patrone, sagte die Schülerin. Auch das ist umweltschonend, wie die Schüler im Workshop „Brotbox im Wettkampf – Die abfallarme Schultasche“ erfahren: Ein nachfüllbarer Füller ist besser als ein Kugelschreiber, Brotdosen machen nicht so viel Müll wie Alufolie und beim Einkaufen sollte man lieber zu Heftern aus Karton statt aus Plastik greifen. Und auch der Spiel- und Sport-Workshop mit Konservendosen-Staffellauf und Müllsack-Hüpfen beweist: Dinge sind erst dann Müll, wenn man nichts Nützliches mehr damit anstellen kann. Erik Wenk
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