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Barbies im Einmachglas: Kunst-Studenten zeigen im Alten Rathaus „Transformationen“
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Gerade war Valentinstag, die Stadt voller Menschen, die Blumen und Pralinen nach Hause trugen. Und im Radio erinnerten die Moderatoren stündlich daran, die Liebsten nicht zu vergessen. Susanne Nicolaus, Kunst-Absolventin der Universität Potsdam, hat sich ihre eigenen Gedanken zum „Valentinstag“ gemacht: Ihre gleichnamige Installation zeigt langstielige verwelkte Rosen, die starr im Viereck auf einem Untergrund von 100- und 500-Euro Scheinen stehen.
Susanne Nicolaus ist eine von zehn angehenden Kunstlehrerinnen, die zum Abschluss ihres Studiums im Alten Rathaus künstlerische Arbeiten ausstellen. Unter dem Titel „Transformationen“ ist eine sehr bunte Mischung von Ausdrucksweisen und Gestaltungstechniken zu sehen. Acrylbilder hängen neben Collagen, davor stehen Skulpturen und Installationen.
Carolin Schulze hat sich in ihrer Arbeit mit der „Konservierung von Schönheit“ beschäftigt. In den zwei Holzregalen ihrer Installation stehen Einweckgläser, wie man sie aus der Medizin zur Aufbewahrung menschlicher Organe kennt. Die Gefäße aber enthalten keine in Formalin eingelegten Gehirne, sondern verrenkte Barbiepuppen, manchmal nur deren Ober- oder Unterkörper. Dazwischen auch Michelangelos David. „Konservierte Schönheit“ eben.
Die Installation wirkt irritierend und aufrüttelnd zugleich. Die lächelnden Barbiegesichter stehen im Kontrast zu der Flüssigkeit, in der sie schwimmen. Zwangsläufig denkt man an den Tod und also auch an Vergänglichkeit.
Im zweiten Regal der Installation sind viele kleine Glastöpfe aufgestellt. Auch sie luftdicht verschlossen. Diesmal stehen Namen auf den Gläsern, „Frank “08“ und „Fiona “07“ zum Beispiel. Darin finden sich Erinnerungsstücke: Muscheln und Fotos, Kondome und iPod. Wie auf einem Altar stehen die Gläser nebeneinander aufgereiht und vermitteln ein Gefühl von Endgültigkeit.
Viele der Studentenarbeiten behandeln ernste und philosophische Themen. Da gibt es Fotografien über „Sein oder Schein?“ und Arbeiten, die in den „Spiegel der Seele“ blicken lassen. Einige der Studenten geben viel von sich preis, so Claudia Flack. In ihrer Installation „Individual II“ ist eine Reihe von verschiedenen hellen Gipsohren in Originalgröße zu sehen. Nur ein Ohr fällt wegen seiner dunklen Farbe heraus, ist anders. Claudia Flack assoziiert die weißen Ohren mit „normaler Hörkraft“, das graue Ohr hingegen passt für sie zu einem Menschen, der nicht gut hören kann. Die Studentin, die seit einer Krankheit in der Kindheit nur eingeschränkt hört, hat hier eigene Erfahrungen umgesetzt. „Die meisten meiner Arbeiten spiegeln momentane Gefühle, Gedanken und Ängste wider“, schreibt sie in dem ebenfalls ausgestellten Künstlerbuch.
Es tut der Schau gut, dass sie in diesem Jahr wieder im Alten Rathaus stattfindet, und nicht mehr auf dem Campus Golm. Über zwei Etagen verteilt sind die Bilder und Installationen der Studentinnen übersichtlich angeordnet. So bleibt viel Raum für den Betrachter.
Altes Rathaus, Am Alten Markt, Di bis So 10-18 Uhr, bis 23. März
Marie Preissler
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