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SCHÖNBOHM meint: Kontinuität in Zeiten des schnellen Wandels

Wir alle werden Zeugen von unglaublichen Veränderungen und Herausforderungen, begleitet von apokalyptischen Bildern unvorstellbarer Naturkatastrophen. Alles ist scheinbar im Fluß und in der Veränderung begriffen – alte Sicherheiten weichen neuen Unsicherheiten, es gibt keine Patentlösungen, die Politik ist suchend.

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Wir alle werden Zeugen von unglaublichen Veränderungen und Herausforderungen, begleitet von apokalyptischen Bildern unvorstellbarer Naturkatastrophen. Alles ist scheinbar im Fluß und in der Veränderung begriffen – alte Sicherheiten weichen neuen Unsicherheiten, es gibt keine Patentlösungen, die Politik ist suchend. Ist es da nicht ratsam, sich daran zu erinnern, welche Herausforderungen unser Land in und nach dem Weltkrieg, während und nach der Teilung bewältigt hat und was sich auch in diesen dramatischen Veränderungen bewährt hat?

Jeder, der sein Schicksal aus diesen Zeiten erzählt, berichtet zuerst von seiner Familie, weil seine Entwicklung maßgeblich von den Entscheidungen seiner Eltern geprägt wurde – fliehen oder bleiben konnte ein Leben bestimmen. Das ist in unserer friedvollen Welt weniger der Fall, aber in Zeiten der Not und Gefährdungen ist die Familie der Anker. In der Literatur und Wissenschaft gibt es unzählige Beispiele dafür, dass Familien bei existenziellen Gefährdungen bessere Überlebenschancen hatten als Einzelne. Der Zusammenhalt und die umsorgende Verantwortung füreinander helfen, Gefahren abzuwehren – dies hat sich bei der Flucht 1945 gezeigt ebenso wie bei Paniken bei öffentlichen Veranstaltungen – die Familien hatten im Verhältnis weniger Opfer zu beklagen. Sollten uns die Naturkatastrophen, die erkennbaren Herausforderungen an unsere Technikgläubigkeit und die Gefährdungen unseres Lebensstandards nicht Anlass genug sein, uns mehr zur Familie zu bekennen, sie zu pflegen und zu schützen? Die Generationenfolge können unsere Kinder heute ohne Kriegstote und bei älter werdenden Großeltern erleben. Nehmen sie es eigentlich wahr, welches Glück wir haben, seit über 60 Jahren im Frieden zu leben und die Familienbande zu pflegen? Keiner weiß ob und wann Zeiten der Not kommen, aber wir wissen, dass die Familien und die damit verbundene Generationenfolge Erfahrungen weiter geben und uns Halt und Hilfe in Zeiten der Not geben können. Heute können die Alten in moderner Informationstechnologie von den Jungen lernen, aber im Hinblick auf Lebenserfahrung und -gestaltung ist es umgekehrt. Wenn die Generationen miteinander sprechen, voneinander wissen und sich vertrauen, werden wir die vor uns stehenden Herausforderungen auch gemeinsam bestehen.

Unser Autor Jörg Schönbohm ist ehemaliger Innenminister des Landes Brandenburg, Senator in Berlin, General a.D. der Bundeswehr und Ehrenvorsitzender der CDU Brandenburg. Er lebt in Kleinmachnow.

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