zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Kontrolleur schlägt ViP-Fahrgast

Polizei bestätigt Vorfall: 19-jähriger Potsdamer im Gesicht verletzt / Sicherheitsfirma bestreitet Vorwurf

Stand:

Innenstadt - Der Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) steht unter Druck: In einem Nachtbus hat ein Kontrolleur am Wochenende einen Fahrgast offenbar geschlagen und mit der Hand im Gesicht verletzt. Es ist der erste bekannte Fall dieser Art in der Landeshauptstadt.

Die Polizei bestätigte gestern eine „tätliche Auseinandersetzung“ in dem Bus und Ermittlungen gegen einen 27-jährigen Berliner wegen Körperverletzung. „Laut der Anzeige ist der Beschuldigte ein Kontrolleur“, sagte Polizeisprecherin Katrin Laurisch den PNN. Der Geschlagene – der 19 Jahre alte Potsdamer Jens J. – habe über Schmerzen im Gesicht geklagt, der Polizei aber bislang kein ärztliches Attest vorgelegt.

Der Vorfall ereignete sich nach Angaben eines Zeugen in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen drei Uhr. In dem Bus Richtung Groß Glienicke waren unter anderem fünf Kontrolleure – zum Teil in zivil – und zwei Jugendliche unterwegs. „Im Bus hörten die Jugendlichen Musik über ihr Handy“, so der Zeuge Robert V., der das Geschehen mit einem Freund beobachtete. Nach Darstellung des 23-Jährigen sei die Musik abgestellt worden, als die Securitys dies verlangten. „Trotzdem kam es zu Handgreiflichkeiten, ein Kontrolleur schlug einem der zwei Jugendlichen zweimal ins Gesicht“, sagte V. den PNN. Noch immer ärgert ihn auch das Verhalten des Busfahrers. „Er war trotz Nachfrage nicht bereit, die Polizei zu rufen“, so V. Als die Kontrolleure verlangt hätten, die beiden Jugendlichen aus dem Bus befördern zu wollen, habe er auf der Langen Brücke gehalten. Dort hätten die Sicherheitsmänner die Jugendlichen „sehr unsanft“ aus dem Wagen gebracht – und der bereits im Bus auffällige Kontrolleur habe erneut zweimal dem schon zuvor angegriffenen Potsdamer die Faust ins Gesicht geschlagen. Da der Busfahrer noch immer nicht bereit gewesen sei, die Polizei zu verständigen, habe Robert V. dies selbst übernommen. „Der Bus fuhr weiter.“

Der Fall ist vor allem für die ViP-Kampagne „Mehr Service für Potsdam – sicher, sauber, lebenswert“ ein Rückschlag – seit dem Beginn der Aktion vor einem Jahr sollen „Fahrgastbegleiter“ gerade abends die Sicherheit der Kunden erhöhen. Dafür hat das kommunale Verkehrsunternehmen die Wisag Sicherheitsdienste beauftragt. Dort wurde gestern zwar der anfängliche Streit um die Musik bestätigt – die Schläge aber bestritten. Vielmehr hätten die Jugendlichen die eigenen Mitarbeiter und einen Fahrgast belästigt, so Wisag-Chef Guido Purtak in einem Schreiben. Schließlich sei ihnen die Weiterfahrt durch die Kontrolleure untersagt worden. Auf der Straße hätten seine Mitarbeiter die Polizei gerufen, um die Herausgabe der Personalien durchzusetzen. „Bis zum Eintreffen der Beamten war es Aufgabe der Kollegen, die Personen daran zu hindern, sich zu entfernen – hierbei kam es zu Rangeleien“, so Purtak. Seine Mitarbeiter hätten auch Anzeige gestellt. Zu den beschriebenen Schlägen äußerte er sich nicht.

Pikant: Erst am Dienstagabend hatte der Bauausschuss einen Antrag von Die Andere abgelehnt, wonach das Verhalten der Kontrolleure im Auftrag des ViP untersucht werden sollte. Andere-Chef Lutz Boede sagte, seit eineinhalb Jahren gebe es vermehrt Beschwerden über deren rüden Umgangston und Einschüchterungsversuche. ViP-Chef Martin Weis erklärte, die Kontrolleure seien im Umgang mit den Fahrgästen geschult worden und müssten sich nach einem Verhaltenskodex richten. Wer dagegen verstoße, müsse mit Kündigung rechnen. HK

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })