Landeshauptstadt: Kontroverse um Otto Wiesner Keine Einigung über Straßenbenennung
Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) begab sich einst selbst mit dem Goldenen Buch ins Seniorenheim, damit sich der greise Otto Wiesner darin verewigen konnte. Wiesner, der am 14.
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Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) begab sich einst selbst mit dem Goldenen Buch ins Seniorenheim, damit sich der greise Otto Wiesner darin verewigen konnte. Wiesner, der am 14. August dieses Jahres 100 Jahre alt geworden wäre, war Kommunist. Wegen seines Widerstandes gegen den Nationalsozialismus musste er elf Jahre in Zuchthäusern und Konzentrationslagern verbringen. Bis ins hohe Alter hatte er seine Erfahrungen aus der Zeit des Widerstandes gegen die Naziherrschaft in der Potsdamer Öffentlichkeit, besonders in Schulen, vermittelt und vor der Gefahr des Neofaschismus gewarnt.
Nun haben die Stadtfraktion der Linken sowie die Wählergruppe Die Andere beantragt, einen Platz oder eine Straße nach Otto Wiesner zu benennen. Im Kulturausschuss führte das am Donnerstagabend zu einer kontroversen Diskussion. Straßennamen-Experte Klaus Arlt sagte zunächst, dass dieser Vorschlag ganz allgemein die Frage nach den Maßstäben der Benennung von Straßen nach Personen aufwerfe. Im speziellen Fall erinnerte er sich an seine Oberschulzeit Anfang der 1950er Jahre. „Der Druck der kommunistischen Führung auf uns war erheblich“, erwähnte er, ohne Wiesner konkret einzuordnen. Der Stadtverordnete Peter Schultheiß (CDU) behauptete dagegen, Wiesner sei „einer der Scharfmacher“ gewesen. Ausschussvorsitzende Karin Schröter (Die Linke) zog diese Beurteilung in Zweifel. Helmut Przybilski (SPD) erinnerte ebenfalls an die Anfangsjahre der DDR auf der Oberschule, als er offenbar sogar mit Arlt als Mitschüler konfrontiert war. „Weil ich Mitglied der Jungen Gemeinde war, hat eine FDJ-Delegation mir gesagt: Du brauchst morgen nicht mehr in die Schule zu kommen.“ Inwieweit Wiesner hierbei eine Rolle spielte, blieb unklar beziehungsweise unerwähnt. Die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt sei für Wiesner Ehre genug, so Przybilsky.
Schließlich einigte sich der Ausschuss darauf, den Antrag ohne Abstimmung zurückzustellen. Günter Schenke
Günter Schenke
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