Sport: Konzentration als Ausdauerleistung
Die WSG-Volleyballerinnen verloren erstes Spiel seit eineinhalb Jahren – nach 2:0-Führung
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Die WSG-Volleyballerinnen verloren erstes Spiel seit eineinhalb Jahren – nach 2:0-Führung Von Jan Brunzlow Auf dem Programmheft steht unter dem Strich: Die Volleyballerinnen der WSG Waldstadt laden alle Fans zu spannenden Spielen ein. Verheißungsvoll, doch fast wäre daraus nichts geworden. Zu dominant, zu überlegen agierten die Schützlinge um Trainer Arno Goreczko-Ließ am Samstag in der Potsdamer Sporthalle gegen den VfK Südwest Berlin. Nach 52 Minuten schien der Erfolg verbucht. Damit wäre der Aufsteiger mit sechs Siegen in die Saison gestartet – unterm Strich stand am Ende fürwahr ein spannendes Spiel, das die Berlinerinnen mit 3:2 gewannen. Es ist seit Jahren ein ungeschriebenes Gesetz, dieser dritte Satz. „Man kann es wissenschaftlich nicht erklären, warum der für den Verlauf einer Partie so wichtig ist“, sagte Goreczko-Ließ nach der Partie. Schon oft war der dritte Satz im Volleyball wie das siebte Spiel im Tennis der Knackpunkt einer Partie, die man nicht verlieren darf. „Zumindest normalerweise nicht“, so der Coach. Die Frauen um Mittelblockerin Katrin Borzym dominierten die beiden ersten Sätze mit 25:10, 25:16 und führten im dritten Satz 21:20. Souverän spielten sie mit dem Selbstvertrauen der fünf Auftaktsiege in den Armen, aber spannend war es bis dahin nicht. Doch der dritte Satz ging noch mit 25:21 an den VfK Südwest, der seinerseits von nun an wie ausgewechselt spielte und das Selbstvertrauen in jeden Angriff steckte. „Den dritten Satz kann man abgeben, aber im vierten muss man wieder gewinnen“, erklärte Berit Postel, die vor Saisonbeginn vom TSV Spandau 1860 zur WSG wechselte, nach dem Spiel. Aber auch der vierte Satz ging mit 21:25 aus Sicht der WSG verloren, nach 91 Minuten stand es also 2:2 nach Sätzen. Im Tiebreak führte der VfK 14:12, bevor die frühere Hochspringerin Katrin Borzym die WSG mit zwei Punkten wieder zum Gleichstand brachte. Zum letzten Mal, denn die Partie wurde nach dem 15:14 für den VfK per Schiedsrichterentscheidung beendet. Borzym soll beim Block ins Netz gefasst haben – 14:16. Es war die erste Niederlage seit eineinhalb Jahren. „Dass eine Niederlage kommen wird, war klar. Aber es hätte nicht heute sein müssen“, erklärte Postel. Trainer Goreczko-Ließ, dessen Frau und Spielführerin Birgit Ließ nach einem Kreuzbandriss die Saison über zum Zuschauen verbannt ist, begründete dies mit fehlender Konzentration. Es kommt für ihn nicht nur auf eine physische Kondition an, sondern auch auf die psychische. „Konzentration als Ausdauerleistung“ will er von seinen Spielerinnen sehen. Dass er am Rand dabei wieder einmal zu hohen Blutdruck bekam, gestand er danach ein. „Wenn ich sage, das soll so gemacht werden, und es wird nicht gemacht, dann gehe ich hoch.“ Aus diesem Grund hat der 73-Jährige ehrenamtliche Volleyballtrainer in der vergangenen Woche die Tätigkeit am Rand der WSG-Männermannschaft niedergelegt. Die Ärztin riet ihm, keinen negativen Stress mehr aufkommen zu lassen. Bei den Frauen hatte er bisher immer positiven Stress – in der letzten Saison verlor die Mannschaft kein Spiel und gab nur fünf Sätze ab. Früher sprach Arno Goreczko-Ließ von einer Hausfrauenmannschaft, die gerade das Volleyballspielen erlernt. Inzwischen wollen die Spielerinnen davon nichts mehr hören, sie spielen in der dritten Liga. Nicht abzusteigen hieß das Saisonziel dabei von Beginn an und wurde auch nach der Siegesserie nicht revidiert. Unter dem Strich stehen nun fünf Siege, eine Niederlage und die Zuversicht, am kommenden Samstag bei Rotation Prenzlauer Berg wieder gewinnen zu können: „Heute waren wir eben mal zweiter Sieger“, sagte Berit Postel schmunzelnd.
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