Landeshauptstadt: Konzert abgesagt, Geld weg
Potsdamer warten seit April auf Zahlung der Potsdam Tourismus
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Potsdamer warten seit April auf Zahlung der Potsdam Tourismus „Es ist für uns schwer nachvollziehbar, wie eine städtische Firma mit dem privaten Geld der Potsdamer Bürger umgeht.“ Mit diesem Satz endet ein Protestbrief, den Martina und Bernd Oestreich an die Potsdam Tourismus GmbH (PT) geschickt haben – bereits zum zweiten Mal. Eine Antwort haben sie bis heute nicht bekommen. Dabei schuldet die PT den Oestreichs Geld: 104,50 Euro. Diese Summe hatten die Potsdamer gezahlt, als sie Ende 2002 bei der Tourist Information in der Friedrich-Ebert-Straße zwei Karten für das Konzert von Mark Knopfler in Berlin gekauft haben. Anfang April wurde das Konzert abgesagt, der Veranstalter Concert Concept forderte die Karteninhaber auf, ihre Tickets dort zurückzugeben, wo sie gekauft wurden – natürlich sollte auch das Geld zurückerstattet werden. Doch als die Oestreichs ihre Karten zurückgeben wollten, mussten sie feststellen, dass die Tourist Information mittlerweile geschlossen war. Der Betreiber, die Potsdam Tourismus GmbH, hatte Insolvenz angemeldet. Die Potsdamer informierten sich und wurden fündig: Bei der Buchhaltung im PT-Büro am Neuen Markt konnten sie ihre Tickets abgeben – gegen eine Quittung und mit der Versicherung, das Geld werde ihnen aufs Konto überwiesen, sobald der Konzertveranstalter es erstattet habe. Martina und Bernd Oestreich hatten Geduld, doch als sie Mitte Mai immer noch keine entsprechende Buchung finden konnten, fragten sie erneut bei der PT nach. Die Auskunft war ernüchternd: Die Gesellschaft befinde sich in Insolvenz, es sei nicht klar, ob das Geld ausgezahlt werden könne. Bis heute ist diese Frage nicht geklärt. Man prüfe den Sachverhalt, heißt es lapidar aus dem Büro des PT-Insolvenzverwalters Christian Graf Brockdorff. Das Insolvenzrecht sei schließlich kompliziert. Oestreichs sind wahrscheinlich nicht die einzigen, deren Geld unverschuldet in die Insolvenzmasse der PT gelangt ist. Beim Insolvenzverwalter spricht man vage von „mehreren Fällen“. Die Stadtverwaltung scheint bei der Abwicklung der städtischen Gesellschaft ebenso machtlos. „Das ist ein sehr schmerzliches Verfahren für die Betroffenen“, sagt Sigrid Sommer aus dem Bereich Marketing und Kommunikation. Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssten aber beachtet werden. „Die Insolvenzmasse darf nicht geschädigt werden“ – das heißt, es darf unrechtmäßig und ohne Genehmigung des Insolvenzverwalters kein Geld fließen. Die Frage ist vor allem, wo das Geld von Martina und Bernd Oestreich geblieben ist. Normalerweise erstatten die Konzertveranstalter die Kosten für Tickets eines abgesagten Auftritts sofort. Dies geschieht nach Angaben von Concert Concept über die Ticketagentur CTS mit Sitz in München. „Bei ausgefallenen Konzerten wird den Verkaufskassen das Geld per Computersystem automatisch gutgeschrieben“, erklärt ein Sprecher von CTS. Nur wenn die PT durch ihre Insolvenz bei der Absage des Mark Knopfler-Konzerts nicht mehr am Computernetz gewesen sei, habe sie keine Rückzahlungen erhalten. Ein Test anhand der Auftragsnummer der beiden Karten von Martina und Bernd Oestreich hat ergeben, dass die zwei Tickets bisher nicht storniert sind. Das heißt, das Geld ist noch nicht ausgezahlt. Da die PT nicht mehr am Computersystem der CTS angeschlossen ist, hätten die Originaltickets per Post zu CTS geschickt werden müssen – das hat die PT offensichtlich versäumt. „Haben wir die Karten, zahlen wir sofort“, so Helga Schirok von CTS. Die verhinderten Konzertbesucher müssen aber wohl weiter auf ihr Geld warten – wenn sie es denn überhaupt bekommen. Doch mindestens ebenso ärgert es die Oestreichs, dass bisher weder die PT, noch der Insolvenzverwalter oder der Oberbürgermeister, an den der zweite Protestbrief ebenfalls adressiert war, sich bei ihnen gemeldet haben. Sabine Schicketanz
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