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Landeshauptstadt: Kooperation bei Autisten-Betreuung

Oberlinhaus erhofft sich Verbesserung bei der Arbeit mit Behinderten / Neue Wohnstätte angekündigt

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Babelsberg - Das Oberlinhaus will mit zwei weiteren evangelischen Trägern die Betreuung von Menschen mit Autismus im Land Brandenburg verbessern. Dazu schloss die Babelsberger Einrichtung der evangelischen Diakonie gestern mit den Samariteranstalten Fürstenwalde und dem Christlichen Jugenddorf (CJD) aus der Prignitz einen „Kooperationsverbund Autismus“.

Alle drei Einrichtungen betreuen bereits Autisten in ihren Häusern. So werden in der Schule des Oberlinhauses knapp 40 autistische Kinder unterrichtet, im Oberlin-Berufsbildungswerk erlernen 40 weitere autistische Jugendliche einen Beruf und in Wohnstätten der Babelsberger Einrichtungen leben 20 weitere Autisten. „Darüber hinaus betreuen wir ambulant etwa 50 Familien mit autistischen Angehörigen aus Potsdam, Berlin und ganz Brandenburg“, sagte der Vorstandsvorsitzende des Oberlinhauses, Matthias Fichtmüller. Insgesamt leben im Land Brandenburg den Angaben zufolge knapp 18 000 Menschen mit Autismus.

Mit der Kooperation wollen die drei Einrichtungen ihre gewonnene Erfahrung in der Arbeit, Betreuung und Ausbildung von autistischen Menschen austauschen, verbessern und bündeln, erklärte Fichtmüller als Ziel. Vor allem soll ein auf autistische Kinder angepasstes Schulmodell erarbeitet werden, das vor allem Flexibilität beinhalten müsse. „Jede autistische Beeinträchtigung ist anders, bedarf individueller Betreuung“, sagte der Direktor der Samariteranstalten, Paul Gerhardt Voget. Derzeit sei man in Gesprächen mit dem brandenburgischen Bildungsministerium und hoffe, in einem halben Jahr ein Konzept vorlegen zu können. Geplant ist ferner, neue Betreuungsmöglichkeiten für autistische Senioren zu entwickeln. Zuvor wurden ältere Autisten den Angaben zufolge in der Regel in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen.

Das Oberlinhaus will vor allem sein laut eigener Darstellung, bundesweit einzigartiges Modellprojekt „Pefa“, einem Elterntraining zur Frühförderung autistischer Kinder, voranbringen. Außerdem plant die Einrichtung, im kommenden Jahr eine Wohneinrichtung mit sechs bis acht Plätzen für Menschen mit dem Asperger-Syndrom, einer leichteren Autismus-Form, einzuweihen. Die Samariteranstalten, kündigte Pfarrer Paul Voget an, planen für den August die Neueröffnung einer Wohnstätte mit vier Gruppen für 18 Menschen mit Autismus. Rund 1,5 Millionen Euro wird der Neubau kosten. Das CJD will eine zusätzliche Wohnstätte für acht erwachsene Autisten im Klosterstift Marienfließ eröffnen.

Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die oft mit Angststörungen, starken Aggressionen, sozialen Schwierigkeiten und in drei Viertel der Fälle mit geistigen Behinderungen, allerdings in einigen Fällen auch mit durchschnittlicher bis hoher Intelligenz einhergeht. Die Behinderten brauchen unter anderem besonders klar strukturierte Tagesabläufe und ein stabiles persönliches Umfeld. KG

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