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Landeshauptstadt: Kopf ab auf königlichen Befehl

Christoph von Katte sprach über die Umstände der Hinrichtung seines berühmten Vorfahren – des Jugendfreunds von Friedrich II.

Von Sarah Kugler

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Kalt sei es gewesen. Kalt und vielleicht auch ein wenig neblig. Auf jeden Fall war es früh am Morgen, sieben Uhr, als Hans Hermann von Katte am 6. November 1730 im Alter von 26 Jahren in Küstrin hingerichtet wurde. Sein Vergehen: Komplizenschaft bei der Flucht des damaligen Kronprinzen und späteren Königs Friedrich II. von Preußen nach Frankreich.

Am Dienstagabend stellte Christoph von Katte, der aus einer Nebenlinie des historischen Katte abstammt, die bewegende Geschichte rund um die Hinrichtung des jungen Leutnants in der Kapelle der Potsdamer Garnisonkirche vor. Dabei gab er nicht nur einen historischen Abriss der Geschehnisse wieder, sondern versuchte auch, die Beweggründe Friedrich Wilhelm I. für seine Entscheidung für die Hinrichtung zu erklären.

„Man muss sich einmal vorstellen, wie dieser Mann das Land übernommen hatte“, führte er aus. „Preußen war hochverschuldet und er hat alle seine Kraft hineingesteckt, den Staat dort wieder herauszuarbeiten.“ Als Friedrich Wilhelm I. im Jahr 1713 die Regierung übernahm, habe er zunächst allen luxuriösen Pomp aus dem Schloss entfernt. „Von den 200 Kammerdienern, die dort angestellt waren, entließ er bis auf zwei bis drei alle“, sagte von Katte. „Er begnügte sich mit einfacher Kost und lebte Sparsamkeit vor – sehr zum Leidwesen seiner Frau.“ Außerdem habe er die Verwaltung ausgebaut, den ersten Lehrstuhl für Volkswirtschaft eingerichtet, die Militärstruktur revolutioniert und die Juristerei weiterentwickelt.

Und ausgerechnet diesem akkuratem, ordnungsliebenden und mildtätigen Mann, der auch als „Soldatenkönig“ bekannt war, wurde nun ein Sohn geboren, der für all die Leidenschaften seines Vaters nichts übrig hatte. „Der Kronprinz liebte Literatur, Theater und Musik“, so von Katte. „Durfte diesen Neigungen aber nicht nachgehen, weil der König seinen Thron nicht an einen weichherzigen Flötenspieler übergeben wollte.“

Als der junge Friedrich im Jahr 1729 gemeinsam mit Hans Hermann von Katte in Mathematik und Mechanik unterrichtet wird, schienen alle Bemühungen Friedrich Wilhelms I., seinen Sohn durch harten Drill nach seinem Sinn zu formen, vergebens. Der charismatische Leutnant der preußischen Armee teilte die musischen und künstlerischen Neigungen des Kronprinzen und die beiden wurden schnell unzertrennlich. „ Katte hatte mehrere Sprachen studiert, malte und hatte eine Kavaliersreise durchlaufen“, erzählte von Katte am Dienstag. „Alles Dinge, von denen Friedrich nur träumen konnte.“

In seiner Sehnsucht nach mehr Freiheit, schmiedete der Kronprinz Fluchtpläne nach Frankreich, von denen er auch seinem Freund Katte berichtete. Dieser versuchte ihn zunächst davon abzuhalten, stand dem Prinzen aber schließlich doch zur Seite.

Auf einer Reise nach Süddeutschland, bei der Katte nicht mitkommen durfte, war es schließlich so weit: „Er versuchte mehrmals, sich nach Frankreich abzusetzen“, so von Katte. „Aber er wurde immer abgehalten und schließlich im April 1730 inhaftiert.“ Das gleiche Schicksal trifft seinen in Potsdam weilenden Freund Katte.

Während sich die Richter jedoch für Friedrich als Mitglied der königlichen Familie nicht zuständig fühlten, saßen sie über Katte eine Woche im Schloss Köpenik Gericht. Schließlich verhängten sie eine lebenslange Haftstrafe, mit der sich der König nicht einverstanden erklärte und ein neues Urteil verlangte. Als die Richter auch beim zweiten Mal das gleiche Urteil fällten, setzte er sich darüber hinweg, verschärfte es zu einer Todestrafe und ließ Katte am 6. November 1730 durch Enthauptung hinrichten. Seinen Sohn zwang er, zuzusehen. „Friedrich war danach gebrochen“, berichtete von Katte. „Er tat dann alles, was sein Vater verlangte.“

Katte wurde in der Ostgruft der Kirche von Wust beigesetzt, wo man sein Grab noch heute besichtigen kann. Er und seine Brüder hatten keine Nachkommen, sodass die direkte Linie ausgestorben ist.

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