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Landeshauptstadt: Kopf zertrümmert, Gesicht zerkratzt

Der Schädel soll wieder ganz gemacht werden und gilt als Vorlage für die Endform aus Neusilber

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Der Schädel soll wieder ganz gemacht werden und gilt als Vorlage für die Endform aus Neusilber Innenstadt/Berliner Vorstadt - Der abgetrennte Kopf steht auf dem Tisch von Martin Schmidt-Roßleben, die Schädeldecke ist zertrümmert. Aus medizinischer Sicht zwei Merkmale für den sicheren Tod. Doch der Kopf gehört zur Plastik „Nach vorn“ an der Berliner Straße Ecke Nutheschnellstraße und wurde dort Ende August von Unbekannten entwendet. Nun hat die Polizei das am vergangenen Freitag im Gebüsch gefundene Stück wieder an die Stadt übergeben (PNN berichteten). Die will sich künftig dafür einsetzen, dass die chilenischen Künstlerin Alejandra Ruddoff ein Stipendium erhält und die Plastik in eine Neusilber-Gussform bringen kann. Es war der erste größere Vandalismusschaden an der Statue seit deren Aufstellung am 28. September 2002 – gestern vor drei Jahren. Bereits Jahre davor setzten sich mehrere Personen dafür ein, dass eine solche Plastik in Potsdam einen Platz findet. Beispielsweise der frühere Staatsminister für Kultur und Medien der Bundesregierung, Michael Naumann. Der heutige Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“ sei es gewesen, der bei einem besuch in Santiago de Chile die Plastik gesehen hat und gesagt haben soll: Diese müsse in der Schiffbauergasse in Potsdam stehen. Daran erinnert sich Martin Schmidt- Roßleben, der Beauftragte für die Schiffbauergasse. Denn bereits 1999 besuchte Naumann die Schiffbauergasse und war angetan von dem, was sich am Ufer des Tiefen Sees in Potsdam entwickeln würde. Gleichzeitig hatte Schmidt-Roßleben die Plastik „Nach vorn“ in einer Galerie gesehen und war anfangs skeptisch, ob dieses Modell der Beschleunigung, der Unrast, in die Schiffbauergasse passe. Als Standort wurde die Berliner Straße Ecke Nutheschnellstraße ausgewählt, ein bis dato nicht sehenswerter Ort. Diesen Platz soll die Skulptur auch künftig beibehalten, selbst wenn die Bauarbeiten rund um den Verkehrsknotenpunkt andauern. Dass diese bald in Neusilber gegossen sein könnte, davon geht Schmidt-Roßleben aus. Es gebe an der Schiffbauergasse die Initiative, dass der Künstlerin Alejandra Rudoff ein Stipendium finanziert wird, um die Skulptur zu gießen. Zudem habe sich Chile bereit erklärt, Kupfer zu liefern. Nahezu 40 Prozent der weltweit bekannten Kupfererzvorkommen liegen in Chile, die größte Mine des Landes hat im vergangenen Jahr 3,3 Milliarden Doller an den Staat überwiesen – das sind 15 Prozent seiner Einnahmen. Selbst die Euro-Münzen enthalten das Metall aus Südamerika. Das Ziel von Martin Schmidt-Roßleben ist, bis zum Ende dieses Jahres die Fertigung der Gußform „Nach vorn“ auf den Weg zu bringen. Dafür soll nun der Kopf wieder hergerichtet werden. Denn ohne den kann keine Gußform entstehen – die Plastik gilt als Vorlage für die Endfertigung. Jan Brunzlow

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