Landeshauptstadt: Kopfloser Mieterverein
Neuer Vorstand muss gewählt werden, weil der alte das Handtuch warf
Stand:
Der Mieterverein Potsdam und Umgebung hat für den heutigen Dienstagabend zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eingeladen, weil er seit Juli nur noch mit einem Notvorstand agiert. Die Vorstandsvorsitzende Barbara Scholz und ihr Stellvertreter André Hildebrandt traten Anfang Mai zurück, nachdem eine Mitgliederversammlung am 3. Mai ein geradezu chaotisches Ende genommen hatte.
Geplant war eigentlich, einige Vorstandsmitglieder abzuwählen, um Ruhe in das Agieren des Mietervereins zu bringen. Dazu gehörte auch der Mieterbund- Geschäftsführer Rainer Radloff. Beim ehemaligen Mietervereinsvorsitzenden Volker Punzel liest sich das in einem Blog allerdings ganz anders. Er erklärt, dass auf dieser Sitzung „die Gefahr einer Diktatur“ gebannt worden sei. Denn zur Behandlung dieses Abwahl-Tagesordnungspunktes kam es gar nicht mehr. Die Versammlung löste sich vielmehr auf. Daraufhin warfen Scholz und Hildebrandt gemeinsam das Handtuch. Der Mieterverein war nach seiner Satzung – nach außen hin können ihn nur die beiden Vorstände vertreten – nicht mehr handlungsfähig und das Amtsgericht Potsdam musste einen Notvorstand bestellen. Restvorstand und Gericht einigten sich auf die Rechtsanwältin Ilka Stolle, die nicht Mitglied des Mietervereins ist und deshalb für ihre Tätigkeit ein Honorar verlangen kann.
Der Schriftführer des Vereins, Hermann Biro, der bereits in der Übergangsphase Interimsvorstand war, beantragte daraufhin beim Amtsgericht, ihn als Notvorstand einzusetzen. Er habe zwar der Einsetzung von Stolle zugestimmt, erklärte er den PNN. Das sei aber nur unter der Voraussetzung geschehen, dass kein Honorar an die Rechtsanwältin gezahlt werde. Als dem nicht nachgekommen worden sei, habe er mit seinem Antrag Kosten vom Verein abwenden wollen.
Querelen zwischen dem Mieterverein und dem Vorsitzenden des Mieterbundes Land Brandenburg, Rainer Radloff, hat es in der Vergangenheit immer wieder gegeben. Radloff hatte in der Doppelfunktion als Mieterbundgeschäftführer und Vorsitzender des Mietervereins schon in der Vergangenheit für Unruhe gesorgt, hatte sich wegen undurchsichtiger Verwendung von Vereinsgeldern verantworten müssen und war schließlich abgewählt worden. Auch danach sorgten aber Unstimmigkeiten zwischen dem Nachfolger als Vereinsvorsitzenden, Volker Punzel, und Radloff für Turbulenzen und mit dem neuen Vorstand Scholz/Hildebrandt gab es ebenfalls Differenzen. Radloff habe sich immer wieder durch E-Mails eingemischt und seine Sicht der Dinge verbreitet, sagt Biro. So sei es auch nach einem Vier-Augen-Gespräch geschehen. Radloff habe eine Darstellung des Gesprächs per E-Mail verschickt, die vom eigentlichen Inhalt abgewichen sei, so Biro. Laut Buschfunk haben diese ständigen Einmischungen Radloff den Spitznamen Radzoff eingebracht.
Biro sieht nun der Wahlversammlung heute mit etwas gemischten Gefühlen entgegen, da es weiterhin eine Reihe von Ämterverquickungen zwischen Mieterverein und Mieterbund gebe. So sei zum Beispiel Ilka Stolle Vorstandsmitglied im Mieterverein des Landes Brandenburg und zusammen mit Radloff auch für die Verbraucherzentrale und im Vorstand des Mietervereins Werder und Umgebung tätig. dif
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