Landeshauptstadt: Kostümschwimmen

Teltower Vorstadt – Auf den letzten Metern wird es spannend: Vom Beckenrand aus feuern Bastian und Gloria lautstark ihren Mannschaftskameraden Sebastian an. Dass der Schwimmer taub ist und davon nichts hört, ist dabei nebensächlich: „Ich höre ja auch nichts, wenn ich durchs Wasser kraule“, erklärt der 16-jährige Bastian, einer der Schülerkonferenzsprecher der Comenius-Schule: „Jeder hat seine Stärken, jeder hat seine Schwächen“, sagt er weiter. „Hauptsache, man hat auch ein bisschen Spaß“, fällt ihm die 19-jährige Gloria ins Wort.

Neun Schulen aus Potsdam und Umgebung maßen sich gestern beim „Weihnachtsschwimmfest“ in der Schwimmhalle am Brauhausberg. Mehr als 200 Schüler mit Behinderungen waren gekommen, so Michael Frey, der Leiter der Sonderpädagogischen Förder- und Beratungsstelle der Stadt Potsdam. Birgit Marquardt, Lehrerin und Mitarbeiterin der Beratungsstelle, koordinierte das Schwimmfest, das zum siebenten Mal stattfand. Gesponsert wurde die Veranstaltung vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport – die Halle stellte die Bäderlandschaft zur Verfügung.

Hier haben sich Bastian und Gloria auch auf den Wettkampf vorbereitet. Von der Comenius-Schule am Brauhausberg ist es schließlich nicht weit: Einmal pro Woche trainiere er in der Halle Schwimmen, erzählt der 16-Jährige.

Mit einem Sprung vom Drei-Meter-Brett begann das Schwimmfest gestern Morgen: Die Springer waren dafür in rot-weiße Weihnachtsmannkostüme gekleidet. Neben dem Staffelschwimmen für zwei Altersklassen konnten sich die Schüler dann auch in Einzelwettkämpfen messen. Zum Abschluss gab es noch einmal schwimmende Mäntel und Mützen: Denn bei der „Weihnachtsstaffel“ mussten die Schwimmer einen kompletten Satz „Weihnachtsmannkostüm“ auf die andere Seite des Beckens bugsieren – um dann einen als Weihnachtsmann gekleideten Schwimmer mit Matratze auf die Zielgerade zu schicken. Am schnellsten gelang das den Schülern der Förderschule Kleinmachnow. Für die Comenius-Mannschaft reichte es immerhin für Platz sieben.

Medaillen konnten Sebastian, Bastian und Gloria trotzdem nach Hause nehmen: Silber beim Staffelschwimmen der Klassen 7-10. „Wie immer“, erklärt Bastian abwinkend. Er hat das Weihnachtsschwimmfest bereits sieben Mal erlebt. „Wir wissen, dass wir gut sind“, sagt Gloria, bevor sie sich gestikulierend an Sebastian wendet. Gebärdensprache ist für die 19-Jährige selbstverständlich. „Bloß nicht ärgern, wir hatten wenigstens alle Spaß“, übersetzt sie. Das Schulterklopfen und die hochgestreckten Daumen verstehen sich von selbst. Jana Haase