
© Andreas Klaer
Von Henri Kramer: Krämer neuer Linke-Kreischef
Fraktion wird verjüngt / Personalmangel: Fünf Vorstandsposten unbesetzt
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Ein Traumergebnis für den einzigen Kandidaten war es nicht, aber auch kein Debakel: Beim Parteitag der Potsdamer Linken stimmten am Samstag 78 von 94 Delegierten für Sascha Krämer als neuen Chef des Stadtverbandes. Das bedeutete eine Zustimmung von 83 Prozent – im Vergleich zu seinen künftigen Stellvertretern Thomas Schummel (86 Prozent) und Andrea Grunert (90) war das weniger. Auch der Applaus nach der Wahl des 33-Jährigen im „Casino“ in der Zeppelinstraße, der Günther Waschkuhn als Kreisvorsitzenden ablöst, fiel eher verhalten aus. Der frühere SPD-Mann Waschkuhn hatte nach zwei Jahren Linke-Kreisvorsitz auf eine erneute Kandidatur verzichtet.
Der Linke-Kreisverband scheint nach den Turbulenzen vor zwei Jahren wieder geschlossen. Damals hatten sie bei einem turbulenten Parteitag ihren Stadtchef Pete Heuer abgewählt – inzwischen ist er in die SPD gewechselt. Am Samstag nun betonten fast alle Redner die neue Geschlossenheit, die seitdem die Partei kennzeichne. Die Debatten damals hätten aber „Narben hinterlassen“, hieß es in einem Vorstandspapier für den Parteitag. Dennoch gab man sich selbstbewusst. „Auch wenn wir nicht alle Ziele erreicht haben, sind wir in Potsdam immer noch die nachhaltig prägende Kraft“, sagte Waschkuhn.
Auch die verlorene Oberbürgermeisterwahl wurde analysiert. „Es war ein guter Wahlkampf, bei allen Mängeln und Schwächen, die es gab“, sagte der gescheiterte Kandidat Hans-Jürgen Scharfenberg. Jedoch habe der siegreiche Amtsinhaber Jann Jakobs (SPD) das Rathaus auch mit einer „gewissen Schamlosigkeit“ als Wahlkampfmaschinerie genutzt. Gleichwohl habe man im Zuzugsgebiet im Potsdamer Norden nicht punkten können. Ebenso habe die Diskussion um seine Stasi-Vergangenheit eine Rolle gespielt, sagte Scharfenberg. Die niedrige Wahlbeteiligung in den südlichen Plattenbaugebieten müsse der Partei zu denken geben. Denn durch die „Benachteiligung“ dieser Gebiete habe die Politik insgesamt an Glaubwürdigkeit verloren: „Darunter leidet auch die Linke.“ Zugleich kündigte Scharfenberg an, die Linke-Stadtfraktion zu verjüngen – zum Jahresende würden die Urgesteine Hella Drohla, Brigitte Oldenburg und Herbert Schlomm ersetzt. Und Scharfenberg drohte: Wenn Jakobs „weiter so mache wie bisher“ – etwa bei Themen wie Bürgerbeteiligung –, dann werde es „harte Auseinandersetzungen“ geben. Landesgesundheitsministerin Anita Tack sagte, mit der die Stadtpolitik dominierenden Rathauskooperation um SPD, CDU, FDP und Grünen müsse „Schluss sein“. Jakobs solle „ein OB für alle Potsdamer sei“, die Kooperation aber grenze mit der Linken die stärkste Fraktion aus.
Andere Akzente setzte Krämer in seiner Bewerbungsrede für den Parteivorsitz. Die Linke müsse wieder stärker als „Ideengeber“ auftreten. Ihm gehe es um ein Potsdam, in dem alle Teile der Stadt „gleiche Entwicklungschancen“ hätten, und „nicht nur allein die Mitte“. Er werde als neuer Chef mehr Partner in Potsdam suchen, auch jenseits der SPD – etwa bei Grünen, Gewerkschaften, Umweltverbänden oder in der alternativen Jugendszene, so Krämer.
Dass sein Amt eine Herausforderung wird, machte am Samstag auch die Vorstandswahl für den Stadtverband deutlich. Da die Linke eine Frauenquote besitzt, sich in Potsdam aber nicht genügend Kandidatinnen fanden, blieben fünf der sieben Sitze für Frauen unbesetzt. Insgesamt gilt der Vorstand mit 9 von 14 Mitgliedern aber als arbeitsfähig. Im kommenden Jahr soll nachgewählt werden.
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