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Landeshauptstadt: Kraniche bieten faszinierendes Naturspektakel
Die Mark ist beliebter Vogelrastplatz / 84 000 Vögel sorgen in diesem Jahr für Rekord in Linum
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Linum - Rund 84 000 Kraniche machen in diesen Tagen Rast im Teichgebiet bei Linum (Ostprignitz-Ruppin). „Das ist die größte jemals gezählte Ansammlung dieser Tiere in Mitteleuropa“, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, in einem dpa-Gespräch. Die Zugvögel böten jeden Abend ein faszinierendes Naturspektakel mit einer beeindruckenden Geräuschkulisse, rasteten aber nicht zum geselligen Beisammensein.
Vielmehr dienten die Rastwiesen als „Tankstellen“, an denen sich die Zugvögel mit ausreichend Energie – etwa liegen gebliebenen Maiskörnern – versorgten, um die lange Reise in den Süden fortsetzen zu können, erläuterte Freude. „Dafür finden sie hier in Brandenburg hervorragende Bedingungen.“ Aber auch andere Vogelarten schätzten das Land für eine Rast.
Der Gülper See beispielsweise ist laut Freude derzeit für verschiedene Gänsearten die Hauptdrehscheibe für den Flug in den Süden. Die rund 20 000 Gänse kämen meistens aus Osteuropa, Skandinavien oder Westsibirien und hätten Spanien, Südfrankreich oder Afrika als Ziel. „Kleinvögel hingegen haben die Durchgangsstation Brandenburg bereits wieder verlassen“, berichtete der Amtsleiter. So wäre es schon außergewöhnlich, jetzt noch einen Kuckuck oder Eichelhäher zu finden.
Inzwischen lässt sich das Reiseverhalten von Vögeln selbst dann erkennen, wenn man sie gar nicht zu Gesicht bekommt. So wie vor zwei Wochen, als ein mit einem Sender ausgestatteter Schelladler über die Grenze bei Guben nach Brandenburg kam. „Der flog erst einmal eine Runde um Cottbus herum, suchte sich dann ein Nachtquartier bei Dresden, bevor es am nächsten Tag weiter in Richtung Mittelmeer ging“, erzählte Freude. Ein Schreiadler wiederum sei kürzlich bei seiner Einreise in den Sudan mit dem Radar geortet worden. Nicht alle Zugvögel bewältigen die lange Reise in den Süden. Neben der Belastung für den Organismus sei der Mensch der Hauptfeind der Vogelschwärme, bemerkte der Wissenschaftler. So landeten jährlich schätzungsweise 60 bis 100 Millionen der Tiere in Kochtopf oder Pfanne. Freude: „Eigentlich ist die Jagd auf Zugvögel verboten, aber vor allem in Südeuropa werden unheimlich viele Tiere auf ihrer Reise gefangen und dann gebraten.“
Ein neuer Trend sei, dass viele Zugvögel versuchten, in Brandenburg zu überwintern. „Das ist wie bei den Menschen: Die wollen sich oft auch den Reisestress ersparen“, sagte Freude. Daneben gebe es aber auch ganz rationale Gründe. So ermögliche ein Überwintern in Brandenburg eine schnellere Rückkehr ins alte Revier und biete damit einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Begünstigt werde diese Entwicklung durch den Klimawandel, der den märkischen Winter für Kraniche und andere Zugvögel attraktiver mache als noch vor einigen Jahren. Marc Heydenreich
Marc Heydenreich
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