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Potsdam: Krankenkasse verkauft Ärztehaus in Babelsberg

Die Krankenkasse AOK hat ein Ärztehaus in Babelsberg an eine Immobiliengesellschaft verkauft. Die ansässigen Ärzte fürchten, dass sie ihre Praxen aufgeben müssen. Tausende Patienten wären davon betroffen.

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Babelsberg - Um das Ärztehaus in der Kopernikusstraße gibt es Streit. Der Grund: Der bisherige Eigentümer, die Krankenkasse AOK Nordost, hat das Gebäude an die Hamburger Immobiliengesellschaft Evoreal veräußert. Nun fürchten die ansässigen Ärzte, dass sie vom neuen Eigentümer aus ihren Räumen gedrängt werden könnten. Betroffen wären Tausende Patienten.

Sprecher der Ärzte ist der Allgemeinmediziner Ulrich Wüllenkemper. Er sagte den PNN, die Mietverträge für die insgesamt fünf – teilweise erst kürzlich renovierten – Arztpraxen seien seit Bekanntwerden der Verkaufspläne nicht mehr verlängert worden. Zudem wolle die Evoreal das als ehemaliges Strahleninstitut bekannte Haus, in dem pro Quartal rund 10.000 Patienten versorgt würden, offenbar weiter verkaufen. Daher sei die Zukunft für den seit 1990 als Ärztehaus und zwischenzeitlich auch als AOK-Filiale genutzten Bau ungewiss. Besonders kritisieren die Mediziner das Verhalten der Krankenkasse. „Wir halten es für skandalös, dass die AOK als Körperschaft öffentlichen Rechts ihr Kerngeschäft – die Sicherstellung der Patientenversorgung – an diesem Standort gefährdet“, erklärte Wüllenkemper im Namen der Ärzte.

Ärztehaus in Kopernikusstraße sei ein Haus mit hohem Sanierungsbedarf

Die AOK wies die Vorwürfe auf PNN-Anfrage zurück. Man habe rechtzeitig über die Verkaufsabsichten informiert und dem Käufer explizit „nahegelegt, das Gebäude künftig weiter unter anderem für die dort ansässigen Ärzte zu nutzen“, sagte Sprecher Matthias Gabriel. Gleichwohl bestehe vor Ort kein Versorgungsengpass, was die ärztliche Betreuung von Patienten betrifft. „Als gesetzliche Krankenversicherung ist es zudem nicht unsere Hauptaufgabe, als Immobilienverwalter tätig zu sein, sondern wir sind einem wirtschaftlichen Umgang mit den Beitragsgeldern verpflichtet“, sagte Gabriel. Daher müsse eine Krankenkasse als Körperschaft des öffentlichen Rechts ihre Immobilien regelmäßig auf ihre Wirtschaftlichkeit prüfen. Da es sich bei dem Gebäude in der Kopernikusstraße um ein denkmalgeschütztes Haus mit hohem Sanierungsbedarf handele, habe man sich für einen Verkauf entschieden, so Gabriel. Man setze auf einen neuen Eigentümer, der das Haus nach Möglichkeit weiternutze und auch modernisiere.

Doch diese Hoffnung scheint zumindest bei Evoreal unrealistisch. Ein Sprecher des Unternehmens sagte, man habe das Haus im Rahmen eines größeren Immobilien-Portfolios gekauft. Dabei seien aber nicht alle erworbenen Gebäude von gleicher strategischer Bedeutung – insofern werde das Ärztehaus in Babelsberg aller Voraussicht nach weiterverkauft: „Über die Zukunft wird der künftige Eigentümer entscheiden.“

Krankenkassen hätten Grundsätze der Sparsamkeit zu beachten

Die Aufsicht zum Beispiel über Krankenkassen hat das Landesgesundheitsministerium. Dort allerdings kann man den Verkauf des Ärztehauses nicht unterbinden. „Die gesetzlichen Regelungen bieten dem Ministerium als zuständiger Rechtsaufsicht keine unmittelbaren Einflussmöglichkeiten“, sagte eine Ministeriumssprecherin den PNN. Die Entscheidung über den Verkauf von Grundstücken, Gebäuden oder Immobilien gehöre zur Selbstverwaltung der Kassen. Diese hätten die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu beachten.

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Lesen Sie weiter: Es wift Fragen auf, wenn eine Krankenkasse eine solche Immobilie zu Geld macht. Sie hätte mehr Sorgfalt walten lassen müssen. Ein Kommentar.

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