
© Nestor Bachmann/dpa
Landeshauptstadt: Krause wird Stadtpolizist
Von der märkischen Provinz in die Landeshauptstadt: Der neue „Polizeiruf“ des rbb spielt in Potsdam
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Krause ist Krause. Zwar heißt es im Filmmarketing oft so: „Armin Mueller-Stahl ist Thomas Mann“ („Die Manns“) oder „Sebastian Koch ist Albert Speer („Speer und Er“). Aber beim „Polizeiruf 110“ des Rundfunks Berlin-Brandenburg (rbb) ist das anders: Krause ist da einfach Krause. Der Schauspieler Horst Krause spielt den Polizeihauptmeister Krause und das schon zum zehnten Mal an der Seite von Kommissarin Johanna Herz (Imogen Kogge). Auch gestern, bei Dreharbeiten zum neuen rbb-Polizeiruf 110 „Falscher Vater“ am Neustädter Havelufer, ist das nicht anders. Krause macht niemanden etwas vor, gibt sich als Original, väterlich, ein wenig tollpatschig-naiv, aber immer auch bereit für einen schlagfertigen Witz. Krause will kein anderer sein – oder doch? Auf die Frage, wen er immer schon mal spielen wollte, sagt er: „Hamlets Geist“.
„Falscher Vater“ wird ein rbb-Polizeiruf, der erstmals nicht in der märkischen Provinz spielt, sondern in Potsdam, in der Landeshauptstadt. „Der Fall wird vollständig in Potsdam gelöst“, informiert rbb-Redakteurin Daria Moheb Zandi: „Krause wird in ein neues Umfeld verpflanzt.“ Allerdings beginnt der Krimi auf Berliner Boden. In Alt Glienicke, vis–à–vis der Glienicker Brücke, wird der Iraker Mahmut Schemal (Orhan Güner) erstochen aufgefunden und die Polizeibeamten aus Potsdam und Berlin streiten darüber, wer für die Leiche zuständig ist. Eigentlich hätte Schemal die Stadt Potsdam als von der Abschiebung bedrohter Asylbewerber nicht verlassen dürfen. Berlin zu betreten war ihm verboten. „Wir wollten damit zeigen, dass die Glienicker Brücke früher eine Grenze war – und für manche auch heute noch eine ist“, erklärt Dahia Moheb Zandi. Im „Polizeiruf“ werde nicht nur ein spannender Kriminalfall erzählt, sondern auch Geschichten am Rande. „Wir versuchen, etwas über das Milieu und Figurenbeziehungen auszusagen“, so die Redakteurin, die den Potsdamer Fall zusammen mit Regisseur Nils Willbrandt entwickelt hat. Horst Krause, der nicht zuletzt cineastisch Furore machte mit dem 2003er Streifen „Schultze gets the blues“, sieht sich im Polizeiruf als einen Dorfpolizisten. „Du bist doch kein Dorfpolizist“, entgegnet seine Schauspielerkollegin Imogen Kogge in einem kurzen Zwiegespräch. Doch Krause insistiert, er sei ein Dorfpolizist, der in etwa die Funktion eines Pfarrers inne habe, der also die Leute genau kennt und auch ihre Probleme. Dieser Sichtweise stimmt Imogen Kogge zu, für die Kommissarin Johanna Herz, die sie spielt, sei der Polizeihauptmeister Krause so wichtig, weil sie selbst die Dinge eher von außen sieht.
Ganz kann aber auch Krause nicht Krause bleiben; er muss vielmehr mit der Zeit gehen. Da Brandenburgs Polizisten statt grüner nun blaue Uniformen tragen, musste sich nun auch Krause umziehen – sehr zu seinem Leidwesen. Ihm sei das „aufdiktiert“ worden. Rbb-Redakteurin Moheb Zandi verrät den Grund: Der blauen Uniform fehlten die Schulterpolster, jetzt sehe Krause noch „pyramidenförmiger“ aus als vorher. Guido Berg
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