Landeshauptstadt: „Kreative Pause“ in der Filmstadt
Studio-Chef Woebcken warnt vor teurem Euro / Mads Mikkelsen mit neuem Film-Projekt aus Babelsberg
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Babelsberg - War 2007 ein Rekordjahr für die Studio Babelsberg AG mit einer Auslastung aller Ateliers, haben die beiden Vorstandsvorsitzenden Carl Woebcken und Christoph Fisser zu große Erwartungen an dieses Jahr gedämpft. Zwar starte im April ein neues Großprojekt in den Traditionsstudios, aber bislang sei dies die einzige fest terminierte internationale Produktion, so Woebcken. Der derzeit starke Euro sei an dieser aktuellen Situation zwar nicht schuld, aber die Währungsunterschiede zwischen Amerika und Europa beobachte man in der Filmbranche sehr genau.
Der teure Euro hat auf internationale Produktionen bislang keine Auswirkungen, bekräftigte auch Eike Wolf von der Studio Babelsberg AG. Gespräche mit amerikanischen Partnern wurden bis jetzt nicht abgebrochen. Studio-Chef Woebcken hatte aber erst jüngst gewarnt, die Babelsberger Standortvorteile, die vor allem durch den neuen Filmförderfonds entstanden waren, seien durch den billigen Dollar derzeit gefährdet. „Für US-Produzenten ist es mitunter wieder billiger, gleich in Amerika zu produzieren.“
Einziehen in die Studios soll den Vermutungen nach das Filmprojekt „Ninja Assasins“ der Wachowski-Brüder Andy und Larry („Matrix“), die damit nach „V wie Vendetta“ und „Speed Racer“ zum dritten Mal in Babelsberg drehen würden. Erste Baumaßnahmen für Kulissen in den Hallen sind bereits zu sehen, Handwerker packten gestern Paletten mit Gips und anderen Kulissenmaterialien ab.
Insgesamt herrscht nicht nur in Babelsberg ein gespannter Schwebezustand. „Viele Filmprojekte stecken in den Startlöchern, sind aber noch nicht durchfinanziert“, erklärte Christiane Raab von der Film-Kommission Berlin-Brandenburg. Die Potsdamer Kostümbildnerin Sabine Greunig, die Nadja Uhl und Elmar Wepper in Doris Dörries Film „Kirschblüten Hanami“ ausgestattet hat, sagte zur derzeitigen Flaute: „Nach einem Boomjahr 2007 wird jetzt erst sondiert und konsolidiert, eine Art kreative Pause.“
Doch einige Potsdamer sind in der Endbearbeitung aktueller Stoffe. So ist Andreas Dresen seit gestern im Babelsberger Tonstudio zur Nachproduktion seines Films „Wolke Neun“. Das Werk des Regisseurs über Liebe und Sex im Alter soll laut Herstellungsleiter Peter Hartwig noch in diesem Jahr in die Kinos kommen. „Wir haben mit Bedacht die Tonabteilung auf dem Studiogelände genommen, um zu zeigen, dass solch eine Einrichtung notwendig ist“, so Hartwig, der noch immer Unverständnis über die Auslagerung der einst studioeigenen Tonabteilung zeigt. 2007 ging diese an die Berliner Elektrofilm, die das Studio nur projektbezogen besetzt. Nicht vor 2009 wird Dresens zweiter im vergangenen Jahr gedrehter Film „Whisky mit Wodka“ herauskommen. Das Drehbuch schrieb Wolfgang Kohlhaase, der auch bei Hartwigs eigenem Projekt „Haus und Kind“ das Buch verantwortet. „Die Arbeiten für den ARD-Fernsehfilm sind in Berlin, Potsdam und bei Wittenberg und starten im Juli“, so Hartwig.
Aus dem Studio gekommen und auf dem Weg zum nächsten Dreh ist die Schauspielerin Isabell Gerschke. Die Potsdamerin vertonte ihre Rolle in „Anonyma“ nach. Der Film mit Nina Hoss über die Rote Armee Fraktion wird im Herbst in die Kinos kommen. Gleich nach Ostern wird die Aktrice für eine Serienhauptrolle in der ZDF-Krimiserie „Die Rosenheim-Cops“ nach München fahren.
Das 2007 auch in Babelsberg produzierte Drama „Flammen und Citronen“ mit Mads Mikkelsen in der Hauptrolle kommt zwar kurz nach Ostern in die Kinos, aber vorerst nur in Dänemark. Eine deutsche Version ist noch immer in der Bearbeitung. Immerhin soll Mikkelsen bald wieder von Babelsberg aus engagiert werden. Die auf dem Studiogelände ansässige Firma „Wüstefilm Ost“ plant noch im März den Start der Verfilmung des Bestsellers „Die Damalstür“ von Akif Pirinçci. Neben Mikkelsen soll Jessica Schwarz vor der Kamera stehen.Kay Grimmer
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