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Homepage: Kredit mit Hindernissen

Potsdamer Absolventin scheiterte am Studienkredit

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Für Studenten die kein Bafög bekommen oder deren Förderfrist abgelaufen ist, gibt es seit einem Monat etwas Neues. Die Deutsche Bank bietet so genannte Studienkredite zu günstigen Konditionen. Bis zu 800 Euro im Monat sollen Studierende bekommen. Alles sei ganz einfach, verspricht die Bank.

Das stimmt nicht immer. Sabrina Lippert (24) zumindest hat andere Erfahrungen gemacht. Die Potsdamer Jura-Studentin hat gerade ihren Abschluss gemacht. Nun will sie ein Aufbaustudium in Dresden belegen. Doch das kostet Geld, weil die private Dresden International University Studiengebühren verlangt. Um die zu decken, wollte die Juristen einen Studienkredit aufnehmen. Theoretisch erfüllt sie alle Fördervoraussetzungen der Deutschen Bank. Bereits im September sprach sie bei ihrer Potsdamer Filiale vor und wurde nach Berlin Zehlendorf verwiesen, wo entsprechende Studienkredite zentral verwaltet werden.

Die dortige Beraterin musste aber erst einmal zur Schulung, weil das Kreditangebot für Studenten brandneu ist. Sabrina Lippert wartete deshalb auf eine Rückmeldung – vergeblich. Beim zweiten Anlauf stellte sich heraus, dass die Sachbearbeiterin im Urlaub ist. Immerhin: Eine Kollegin konnte helfen. Nun sollte ein Formular von der Uni ausgefüllt werden, da nur staatlich anerkannte Hochschulen automatisch in das Förderprogramm aufgenommen werden. Danach wollte sich die Bank wieder umgehend melden. Das war Mitte Oktober. Seitdem wartet Sabrina Lippert auf Antwort. Auf E-Mails reagiert die Bank nicht, Telefonanschlüsse werden in die Zentrale umgeleitet, wo leider niemand etwas konkretes sagen kann.

„Das ist keine Art“, beschwert sich die frustrierte Absolventin. Eigentlich hatte sie einen guten Eindruck, weil die Bank sich zunächst sehr um sie bemühte. Zum Glück zeigt sich die Dresdener Hochschule kulanter als die Bänker. Sabrina Lippert muss ihre Studiengebühren nicht sofort bezahlen. Die Rechnung kann notfalls erst am Studienende beglichen werden. Wie, dass weiß die 24-Jährige noch nicht.

Die Deutsche Bank bedauert den Fall. Leider sei die zuständige Mitarbeiterin wegen Krankheit zwischenzeitlich ausgefallen. Theoretisch sei Sabrina Lippert aber geeignet für einen Kredit. Auch ihre Hochschule sei kein Hinderungsgrund. „Die Grundregel ist, dass jeder Student einer staatlich anerkannten Hochschule einen Kredit bekommen kann“, erläutert Firmensprecher Markus Block (38). „Eine private Hochschule ist aber kein Ausschlusskriterium.“ Geachtet wird allerdings auf die finanzielle Situation des Bewerbers. Wer schon einen Kredit aufgenommen hat, bekommt weniger. Maximal sind 30 000 Euro möglich. Studienanfänger bekommen 200 Euro monatlich. Später sind bis zu 800 Euro als Monatszahlung fällig. Die müssen am Ende des Studiums zurückgezahlt werden. Die Zinsen sind günstiger als bei normalen Krediten. Trotzdem können am Ende bis zu 45 000 Euro auflaufen. Studenten sollten genau kalkulieren, ob sich der Kredit in ihren Fall lohnt.

Ähnliche Probleme, wie Sabrina Lippert, sind in Potsdam bisher nicht bekannt geworden. An der Uni hat man zumindest bisher keine Klagen vernommen. Bewerberzahlen liegen auch bei der Deutschen Bank noch nicht vor. „In einigen Filialen ist das Interesse aber schon sehr hoch“, sagt Markus Block. Im Sommersemester will auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein vergleichbaren Kredit bieten. Bisher ist die Deutsche Bank aber der einzige Anbieter. „So habe ich mich auch gefühlt – wie bei einem Monopolisten“, sagt Sabrina Lippert. Bodo Baumert

Bodo Baumert

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