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Landeshauptstadt: Kreuzdorn auf Sandstein

Inschriften der an der Teehausbrücke gefundenen Tafeln enträtselt

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Sanssouci - Die Herkunft der im Widerlager der Teehausbrücke im Park Sanssouci gefundenen vier Sandsteinplatten (PNN berichteten) und ihre Inschriften sind enträtselt. Der stellvertretende Gartendirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Dr. Jörg Wacker, und der Kustos für Baudenkmalpflege, Klaus Dorst, identifizierten sie als Namenstafeln für Baumarten, die in der bis 1822 entlang des Ökonomieweges zwischen Chinesischem Haus und Sonnenlaube bestehenden Baumschule herangezogen und zum Verkauf angeboten wurden. Die Fundstücke benennen auf Latein, Deutsch und Französisch Weißdorn, Russische Robinie, Kreuzdorn und eine Weidenart, die aufgrund der schlecht erhaltenen Schrift noch nicht näher bestimmt werden konnte.

Wurden in der Baumschule wachsende Arten und auch Spalierobst an der Maulbeerallee zur Information der Kunden zunächst auf Blechschildern benannt, ordnete Hofmarschall Valentin von Massow 1795 deren Ersatz „durch steinerne Pilare“ an. Gartendirektor Johann Gottlob Schulze musste aber kurz vor der Pensionierung mit ansehen, wie junge Peter Joseph Lenné, der ihm 1824 gleichrangig zur Seite gestellt wurde, die Baumschule schloss, die doch in gut drei Jahrzehnten mit einem jährlichen Gewinn von 1550 Talern mehr als 67 000 Obstbäume sowie über 178 000 Gehölze für die königlichen Gärten und an private Interessenten geliefert hatte. Ein Grund war, dass die Baumreihen Sanssouci optisch gegen den neuen Parkteil Charlottenhof abriegelten. Die Gehölze zogen in die neu gegründete Landesbaumschule am Wildpark um.

Damit verschwanden wohl auch die wertvollen Sandsteintafeln; einige wurden, wie der jetzige Fund beweist, als Baumaterial wiederverwendet. Dass solche Tafeln existierten, war Wacker und Dorst nicht nur aus den Akten bekannt. Vor einigen Jahren wurde eine davon auf den Sanssouci-Terrassen gefunden. Sie benannte die „Pensylvanische Pflaume“ und ist heute im Hofgärtnermuseum zu sehen, das vor wenigen Wochen in Schloss Glienicke eröffnet wurde. Die vier Neufunde werden dort, zunächst im Depot, ebenfalls ihren Platz finden.

Doch wie gerieten die Fundstücke in das Widerlager der Teehausbrücke? Die wurde damals gerade zum dritten Mal neu gebaut. Friedrich II. hatte sie anlegen lassen, um auf kurzem Weg aus der Teehausküche die Speisen über den Parkgraben in das Chinesische Haus transportieren zu lassen, wo er hin und wieder mit Gästen tafelte. Der König wollte auch die Brücke in chinesischem Stil ausführen und nahm dazu Kontakt zu dem berühmten britischen Architekten William Chambers (1723 bis 1796) auf. Dessen Entwurf mit zwei Pavillons an den Enden und einem tempelartigen Überbau auf der Brückenmitte blieb aber unausgeführt. Schon unter Friedrichs Nachfolger Friedrich Wilhelm II., der einige Elemente aus dem Chamberschen Entwurf aufnahm, musste die Brücke erneuert werden, und dann wieder durch Lenné. Der beschränkte sich auf ein schlichtes Holzbauwerk. Nach 1900 wurde die Brücke durch Hofbaurat Edmund Bohne als frühes Beispiel der damals aufkommenden Betonbauweise letztmals neu gebaut. Diesem schlichten Aussehen folgt auch der jetzt begonnene Neubau, der bis August fertig gestellt sein soll.

Erhart Hohenstein

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