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Von Peer Straube: Krise erreicht Studios

Woebcken: „Großprojekt im Sommer fehlt“

Von Peer Straube

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Nach zwei Rekordjahren in Folge hat die Finanzkrise auch die Babelsberger Filmstudios erwischt. „Dieses Jahr ist leider ins Wasser gefallen“, sagte Studiochef Carl Woebcken am Rande einer SPD-Veranstaltung zum Thema Kreativwirtschaft den PNN. „Uns fehlt das berühmte Großprojekt im Sommer.“ Wie die Bilanz am Jahresende ausfallen wird, mochte Woebcken nicht prognostizieren. Noch lebe man von den Einnahmen aus Quentin Tarantinos „Inglorious Basterds“ und Roman Polanskis „The Ghost“.

Allerdings schimmert am Horizont schon wieder Licht. Derzeit gebe es drei Kinofilmprojekte, die „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ in Babelsberg realisiert würden, sagte Woebcken. Bereits sicher ist, wie berichtet, dass der irische Schauspieler Liam Neeson („Schindlers Liste“) ab Frühjahr 2010 den Film „Unknown White Male“ in Babelsberg drehen wird. Als zweite Großproduktion könnte „Anonymous“ Geld in die Studiokassen spülen. Hollywoods „Master of Desaster“ Roland Emmerich („Independence Day“) hatte jüngst angekündigt, die Geschichte des Rätsels, ob William Shakespeare seine Werke tatsächlich selbst verfasst hat, ebenfalls im kommenden Jahr in Babelsberg drehen zu wollen. „2010 sieht es für uns nach einem starken Filmjahr aus“, so Woebcken.

Probleme bereitet den Studios nach wie vor die Platznot. Man könne nicht expandieren, weil alle verfügbaren Flächen in der Umgebung in privater Hand seien. So verhandle man noch immer mit dem Filmpark über einen mittelfristigen Mietvertrag für zwei Fundus-Gebäude und das Areal, auf dem die Außenkulisse „Berliner Straße“ steht.

Woebcken plädierte in der Veranstaltung, die von der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein und ihrer Parteigenossin aus dem Landtag, Klara Geywitz, organisiert wurde, für eine Weiterführung des Filmförderfonds auch nach der Bundestagswahl. Zudem forderte er die Banken auf, wieder mehr Kredite an die Wirtschaft zu vergeben. Selbst die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) handele in der Finanzkrise „leider sehr restriktiv“, bedauerte Woebcken.

Insgesamt verfügt Potsdam nach Ansicht der Veranstaltungsteilnehmer über gute Bedingungen für die Kreativwirtschaft, zu der neben der Filmwirtschaft etwa Verlage, Künstler, Journalisten, Designer, Buch- und Kunsthandel, Architekten sowie die Software- und Game-Industrie zählen. Nachholbedarf gebe es vor allem beim Zuschnitt von Förderprogrammen – ein Problem, das indes nur auf Bundesebene zu lösen ist. Wicklein versprach, sich nach der Wahl dafür einzusetzen, Programme passgenauer für die Branche zuzuschneiden.

Als Problem und Chance zugleich wurde die Nähe zu Berlin wahrgenommen. Der Landesmedienbeauftragte, Erhard Thomas, erklärte den Nachbarn gar zum neuen Feindbild. In Berlin, so sein Eindruck, interessiere es „niemanden einen feuchten Kehricht“, was mit Potsdam passiere. Im Medienbereich gebe es „gezielte Abwerbungsversuche“, um Firmen von der Havel an die Spree zu locken. Friedrich Winskowski, Marketingchef des Wissenschaftsparks Golm, fand, Potsdam agiere selbst zu harmlos beim Abwerben. „Wir müssen da bundesweit viel mehr Raubrittertum betreiben.“

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