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Vereist. Festgefrorener Schnee auf den Straßen  wie an der Kreuzung Breite / Dortustraße  wird vor allem von den Berufskraftfahrern kritisiert.

© Andreas Klaer

Von Kay Grimmer: Kritik am Winterdienst in Potsdam wird laut Mehr Unfälle als am Montag, Berufskraftfahrer bemängeln schlecht beräumte, glatte Straßen

Die Zahl der Unfälle ist gestern im Vergleich zum ersten schneereichen Werktag noch gestiegen. Allein gestern Vormittag ereigneten sich laut der Polizei 28 Unfälle auf Stadtstraßen, am Montag waren es in der Zeit vier weniger.

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Die Zahl der Unfälle ist gestern im Vergleich zum ersten schneereichen Werktag noch gestiegen. Allein gestern Vormittag ereigneten sich laut der Polizei 28 Unfälle auf Stadtstraßen, am Montag waren es in der Zeit vier weniger. Insgesamt krachte es am ersten Werktag der Woche 61 Mal. So wird die Kritik am Winterdienst immer lauter. Gut dreiviertel der Unfälle waren witterungsbedingt, „eine Mischung aus unvorsichtigem Fahren und glatten Straßen“, sagte Polizeisprecherin Diane Jende.

Vor allem Berufskraftfahrer von Bus- und Transportunternehmen, dem Taxiverband, aber auch normale Pendler, bemängelten die Straßenzustände. „Überfroren“ und „spiegelglatt“ seien die Fahrwege gewesen, „totales Chaos“, „Schlamperei“ und mehr Probleme als auf Berlins Straßen und den Wegen im Umland wurden Potsdam attestiert. Vor allem auf der Zeppelinstraße und Heinrich-Mann-Allee gab es laut Berufsfahrern Probleme. Auch die Situation auf der Nuthe-Schnellstraße – für die jedoch nicht der städtische Winterdienst zuständig ist – stand in der Kritik. Der Kreisverkehr an der Babelsberger Straße sei auch gestern noch völlig vereist gewesen. Die CDU-Stadtfraktion verlangte Aufklärung von der Stadtentsorgung Potsdam (Step), die vertraglich für den Winterdienst verantwortlich ist.

„Der Potsdamer Winterdienst hat nicht viel getan“, sagte die Pressesprecherin der Havelbus GmbH, Ulrike Rehberg. „Vor allem Split wurde viel zu spät gestreut“, so Rehberg, die aus Berichten der Busfahrer zitierte. Ähnliches kam vom Geschäftsführer der Firma Peters Baustoffe: „Es wurde nicht rechtzeitig gesalzt“, sagte Jörg-Peter Wolff, der nach eigenen Angaben zwischen 1992 und 2004 Winterdienstaufgaben inne hatte. Angesichts der Verkehrslage ließ Transportunternehmer Holger Behnke seine LKW-Flotte auf dem Hof. Günther Fischer vom Taxiverband Berlin-Brandenburg konstatierte: „Potsdams Winterdienst ist auf niedrigem Niveau geblieben.“

Der Chef der Step, Enrico Munder, verteidigte indes die Arbeit seiner rund 100 Mitarbeiter. „Wir fahren seit Freitag täglich ab 1, 2 Uhr nachts bis gegen 18 Uhr ununterbrochen. So sieht es auch die Ausschreibung der Stadt vor“, so Munder. Ebenso sei die Anzahl der Fahrzeuge festgeschrieben: „Sieben Räum- und Streufahrzeuge, ein weiteres als Reserve, darüber hinaus sechs Autos für eine Schneehöhe ab zehn Zentimeter und sechs Wagen für die Geh- und Radwegberäumung müssen vorhanden sein, die haben wir.“ Der Winterdienstvertrag mit der Step läuft seit vier Jahren und ist Ende 2009 beendet, dann gibt es eine neue Ausschreibung. Die Bezahlung sei nur zu 20 Prozent leistungsbezogen für Winterdienst-Einsätze, sagte Potsdams Pressesprecherin, Regina Thielemann. Der Rest wird für das bloße Bereitstellen gezahlt. „Kontrolliert wird der Winterdienst durch die Step selbst und durch die Verwaltung“, so Thielemann. Vertragsstrafen seien „gemäß VOL“, der Verdingungsordnung für Leistungen, „nicht vorgesehen“.

Berlin-Pendler wundern sich über die unterschiedliche Qualität des Winterdienstes zwischen Bundes- und Landeshauptstadt. Step-Chef Enrico Munder versuchte zu erklären: „Die Berliner Magistralen sind breiter und deshalb schneller von Schnee zu befreien als Potsdams enge, verwinkelte Wege.“ Wenn dann auch noch am Rand geparkte Autos die Durchfahrt behindern, dauere der Winterdienst. „Außerdem sind wir genauso von den Verkehrsverhältnissen abhängig wie jeder andere Autofahrer.“

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