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Aufbauen - oder bleiben lassen? Um den Nachbau der Potsdamer Garnisonkirche wird heftig gerungen.

© dpa

Streit um Wiederaufbau: Kritik an Einsatz für Garnisonkirche

Bislang haben die Aufbau-Befürworter dem Bürgerbegehren gegen die Garnisonkirche gelassen entgegengesehen. Doch jetzt erklärt ein Staatskirchenrechtler: Die Mitgliedschaft der Stadt in der Stiftung zum Wiederaufbau widerspreche dem Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat.

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Potsdam - Rückenwind für die Gegner des Wiederaufbaus der Garnisonkirche: Aus Sicht des Berliner Staatskirchenrechtlers Thomas Heinrichs verstößt die Mitgliedschaft der Stadt Potsdam in der Stiftung zum Wiederaufbau der evangelischen Garnisonkirche gegen den im Grundgesetz festgelegten Trennungsgrundsatz von Staat und Kirche. Im PNN-Interview sagte der Anwalt, auch die durch den kommunalen Sanierungsträger vorgenommene kostenlose Übertragung des für den Wiederaufbau vorgesehenen Grundstücks in der Potsdamer Breiten Straße an die Stiftung halte er für bedenklich – andere Religionen fördere die Stadt weit weniger. „Eine andere Religionsgemeinschaft könnte dagegen vorgehen und auf den Gleichbehandlungsgrundsatz verweisen, weil sie nicht so gefördert und damit benachteiligt wird“, so Heinrichs.

Er ist auch Vize-Präsident der Akademie des Humanistischen Verbandes Deutschlands, der sich als Interessenvertretung von konfessionslosen Menschen versteht. Der Stadt Potsdam empfiehlt Heinrichs – wenn sie denn schon nicht aus der Stiftung austreten könne –, ihre Mitarbeit an dem Projekt Wiederaufbau zu beenden.
Ende vergangener Woche war im Beisein des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ein Nachbau der originalen Wetterfahne der Garnisonkirche dauerhaft aufgestellt worden. Zudem hatten sich namhafte SPD-Politiker wie Vize-Kanzler Sigmar Gabriel und der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse demonstrativ für den Wiederaufbau ausgesprochen. In Potsdam läuft dagegen eine Bürgerbegehren, bei dem inzwischen fast 9000 von 13 500 nötigen Unterschriften gesammelt wurden.

Mehr zum Thema lesen Sie in der MONTAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Der Wiederaufbau ist nicht nur politisch umstritten, er steht auch finanziell auf wackligen Beinen: Die Kosten werden auf 100 Millionen Euro veranschlagt. Bislang gingen rund 6,5 Millionen Euro Spenden ein, außerdem kommen zwölf Millionen Euro vom Bund. Die 1968 gesprengte Garnisonkirche gilt als Symbol der Verbindung von Preußentum und Nationalsozialismus.

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