
© Andreas Klaer
Zoff um die Garnisonkirche: Kritik an Jakobs wegen Interview
Seine Aussage, die Unterzeichner des Bürgerbegehrens gegen die Garnisonkirche hätten vielfach in Unkenntnis gehandelt, hat Oberbürgermeister Jann Jakobs viel Kritik eingebracht. Die Gegner des umstrittenen Bauprojekts fühlen sich jetzt für dumm verkauft.
Stand:
Ein Interview von Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) zur Garnisonkirche sorgt für heftige Reaktionen – vor allem im sozialen Netzwerk Facebook. Unter anderem wird dem Rathauschef vorgeworfen, sich von seinen Bürgern entfernt zu haben und die Garnisonkirchengegner für dumm zu verkaufen.
Der Sender Potsdam TV hatte Jakobs am 1. August zum erfolgreichen Bürgerbegehren gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche befragt. Auf die Frage der Moderatorin, ob nicht schon genug über das Projekt diskutiert wurde, sagte Jakobs wörtlich: „Ich hab auch angenommen, dass das Thema durch sei, um es mal salopp auszudrücken.“ Er stelle aber fest, dass dies nicht der Fall sei und man die Debatte nochmal führen und auch die einbeziehen müsse, die bislang nicht beteiligt gewesen seien.
Auf die Frage, wer das sei, sagte Jakobs: „Beispielsweise all diejenigen, die da unterschrieben haben. Da ist ja auch vielfach in Unkenntnis über diese Situation geurteilt worden und eine entsprechende Unterschrift geleistet worden.“
Auf Facebook meint der in Potsdam lebende ehemalige Sat1-Moderator Wolf-Dieter Herrmann dazu: „Jeder wusste um die Brisanz dieses Streitfalles, nur einer nicht: DER OB!“ Indem Jakobs unterstelle, dass mehr als 14 000 Menschen sich nicht an der Diskussion um die Garnisonkirche beteiligt hätten und das Bürgerbegehren aus Unkenntnis unterschrieben hätten, erkläre er die Gegner für dumm. „Was für eine Ungeheuerlichkeit!“, so Herrmann. Ein anderer Facebook-Nutzer findet, die Äußerungen zeigten, „auf welchem Planeten“ fernab von Potsdam Jann Jakobs lebe. Ein weiterer fragt sich, wo der Oberbürgermeister „herumschwebt wenn er so was sagt“.
Jakobs Sprecher Stefan Schulz wies die Vorwürfe zurück. Der Oberbürgermeister habe nicht die Absicht gehabt, jemanden zu beschimpfen, sondern stattdessen ein Angebot zum Gespräch unterbreitet, sagte Schulz. Die Reaktionen seien daher nicht angemessen. Jakobs habe sich außerdem auf das Jahr 2008 bezogen. Damals, bei der Gründung der Stiftung, sei es nicht darum gegangen, ob die Kirche wieder aufgebaut wird, sondern wie sie mit Leben gefüllt werden könne. „Dass jetzt, sechs Jahre später, diese Diskussion noch einmal aufkommt, hätte niemand gedacht“, so Schulz. Er räumte aber ein, dass die Öffentlichkeit nicht ausreichend über das Projekt informiert worden sei. „Deshalb ja auch das Angebot an die Öffentlichkeit und die Gegner, darüber zu diskutieren.“
Unterdessen will die Bürgerinitiative „Für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ das erfolgreiche Bürgerbegehren mit einem Fest würdigen. Am morgigen Samstag laden sie alle Unterstützer und Sympathisanten zu einem „gemütlichen Abend“ in das Café im Soziokulturzentrum Freiland ein. „Der Abend kann gerne genutzt werden, im Gespräch unsere konstruktivere Phase zu starten – denn es gibt schon eine ganze Weile den Drang dazu, den Ort der Garnisonkirche ,neu zu denken’ und es ist an der Zeit, konkreter zu werden...“, heißt es in der Einladung. Los geht es um 18 Uhr, für Verpflegung wird gesorgt.
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