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Landeshauptstadt: „Krötenfallen“ in Bornstedt und Sanssouci

Trotz Krötenschutzzaun: Weil Friedhofsbesucher die Tore offen lassen, kommen die Tiere unter die Räder

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Bornstedt – Der Anruf erreichte Karlheinz Lehmann „am Frühstückstisch“: 80 Kröten hatte ein Anwohner der Eichenallee am Abend zuvor von der Straße getragen – in nur einer Stunde. „Ich bin gleich rausgefahren“, erzählt Lehmann, Mitglied des Naturschutzbunds Deutschland (NABU). Seit vergangenem Jahr ist er für Potsdams Kröten verantwortlich: In Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde stellte er deshalb Ende Februar im Kreuzungsbereich Katharinenholzstraße / Eichenallee Krötenzäune auf, die die nachtaktiven Tiere bei ihrer Wanderung zu den Laichplätzen vorm Überfahrenwerden bewahren sollen (PNN berichteten). Die Eimer hinter den etwa 30 Zentimeter hohen grünen Plastezäunen, in die die Kröten plumpsen sollen, werden jeden Morgen von Freiwilligen geleert und die Kröten so auf die andere Straßenseite gebracht.

Dafür, dass die Tiere trotzdem auf die Fahrbahn gelangen, hat Lehmann drei Erklärungen: So könnten die Friedhofsbesucher schuld sein. Die Tore zum Bornstedter Friedhof hat Lehmann jedenfalls schon mehrfach offen vorgefunden, erzählt er. Dabei hat er an deren Unterseite extra Stofflappen angebracht, um die Kröten davon abzuhalten, auf die Straße und unters Auto zu laufen. Schilder an den Toren weisen die Besucher zusätzlich darauf hin, dass sie aus Krötenschutzgründen verschlossen bleiben sollten. Dass die Kröten dagegen vom wilden Parkplatz neben dem Friedhof kommen, wie Anwohner spekulieren, hält Lehmann für unwahrscheinlich. Ein Krötenzaun ließe sich dort sowieso nicht aufstellen: Der Boden sei „zu hart“. Eine dritte Variante beobachtete Lehmann Anfang März: Drei Kröten hätten sich „vor dem Zaun ausgebuddelt“. Ihren Winterplatz in 20 bis 30 Zentimeter Tiefe suchen sich die Tiere natürlich nicht danach aus, wo im Frühjahr der Schutzzaun steht. Erst bei einer Bodentemperatur von fünf bis sechs Grad graben sich die Kröten wieder aus, erklärt Lehmann.

Dass sie trotz der Schutzmaßnahmen überfahren werden, sei nicht ungewöhnlich: Im vergangenen Jahr zählte Lehmann in der Eichenallee 30 überfahrene Tiere. „Viele sind das ja nicht“, meint er. Dabei wurden dort nach Auskunft der Stadt im Jahr 2006 nur 133 lebende Exemplare gesichtet. Fast ein Fünftel der Kröten kam also unter die Reifen. Dass überhaupt Tiere zu Schaden kommen, wundert Lehmann nicht: Viele Potsdamer würden „eiskalt rüberfahren, auch wenn man anhalten könnte“.

So zum Beispiel auch im Park Sanssouci, wo die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten keine Krötenzäune erlaube. Zwischen Teehaus und Kuhtor gebe es eine Krötenstraße: „Was meinen Sie, was da totgefahren wird“, sagt Lehmann besorgt. Die Stiftung konnte dazu gestern keine Stellung nehmen.

Den Park besucht Lehmann auch aus einem anderen Grund: Denn das Bassin vor Schloss Charlottenhof sei eine „böse Falle“ für die Krötentiere. Auf ihrem Weg zum Maschinenteich fallen sie in das Becken, dessen Wände zu glatt zum Rausklettern seien. 20 bis 50 Kröten rette Lehmann dort jeden Abend. Dabei könne die Situation leicht entschärft werden: Denn mit Wasser im Bassin könnten die Tiere sich schwimmend retten, erklärt Lehmann. Jana Haase

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