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Theaterschiff oder Kneipe?

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Küche oder Kulturbetrieb

John-Barnett-Inhaber erwägt Klage gegen Stadt

Stand:

Clemens Lambrecht, Inhaber des „Schiffsrestaurant John Barnett“, wirft der Stadt Vertragsbruch vor. Im Mietvertrag über die Anlegestelle sei festgehalten, dass im gesamten Areal der Schiffbauergasse das Anlegen eines weiteren Gastronomieschiffes nicht zulässig ist. Genau das werde nun mit dem Umzug des Theaterschiffes passieren, sagt Lambrecht.

Die Stadt sieht das anders. Verwaltung und Kulturausschuss interpretieren die Einrichtung des Schiffes, das derzeit in der Alten Fahrt ankert, vordergründig als Kulturbetrieb. „Ich gehe davon aus, dass Sie nur während der Veranstaltungen ein gastronomisches Angebot bereit stellen,“ wandte sich Ausschussvorsitzende Karin Schröter (Die Linke) am Donnerstag an Mathias Iffert vom Theaterschiff, verzichtete aber auf eine direkte Nachfrage.

Lambrecht sieht das nicht so. Das Theaterschiff werbe – auch auf der Internetplattform der Stadt Potsdam – mit einer „einzigartigen Kombination eines Theaters, eines Schiffsrestaurants“; das Theaterschiff selbst offeriert ein „vielfältiges Speisenangebot mit wechselnder Wochenkarte“.

Während das Theaterschiff in diesem Jahr mit 65 000 Euro Förderung von der Stadt rechenen kann, überlegt Lambrecht mittlerweile, ob er einen Anwalt einschalten oder gleich verkaufen soll. „Die Schiffbauergasse ist tot“, sagt er, „wo keine Kundschaft ist, sind auch keine Synergieeffekte.“ Enttäuscht ist er außerdem von der Rathaus-Etikette. Im Februar habe er den Oberbürgermeister per Einschreiben mit Rückantwort an die Vertragsinhalte erinnert. Nie habe er eine Antwort von ihm erhalten. Eine Frechheit, findet er, angesichts folgender Vereinbarung: „Nutzer und LHP arbeiten vetrauensvoll zusammen und unterstützen sich bei der Durchführung des Vertrages“.

Im Kulturausschuss scheint man davon auszugehen, dass die Messen für den Wegzug gesungen sind. Hinsichtlich der benötigten Baugenehmigung hat die Verwaltung dem Theaterschiff Unterstützung zugesagt. Die Variante, hinter der Fabrik einen neuen Steg zu bauen, eliminiere außerdem das Konfliktpotenzial mit dem Betreiber der Huckleberry-Floßausleihstation, die nun unbehelligt bleibt, heißt es aus dem Rathaus. Einzig eine eventuelle Bühne am See müsste sich – wenn sie denn käme – mit dem Schiff arrangieren.

Dass das Theaterschiff mit seiner markanten Silhouette in der Innenstadt eine schmerzhafte Lücke hinterlassen könnte, gabTill Meyer (SPD) zu bedenken. „Die ersten Anwohner kommen frühestens in drei Jahren, es wäre eine Überlegung wert, das Schiff vorerst dort zu belassen“. Auch der Theaterschiffverein war stets für diese Variante offen gewesen. Meyer befürchtet, in wenigen Jahren eine sterile Wasserlandschaft an der neu bebauten Alten Fahrt zu haben. „Dann wird es womöglich neue Debatten geben.“

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