Landeshauptstadt: Küchen-Chemie lockt
Exploratorium zieht positive Bilanz nach ersten zwei Monaten am neuen Standort in Babelsberg
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Babelsberg - Weißer Dampf wallt über den Experimentiertisch, nebelt Reagenzgläser und Kinder gleichermaßen ein. Kleine Hände versuchen den Rauch zu greifen. Axel Werner lächelt kaum merklich. Der Kurator des Exploratoriums hat Sekunden zuvor Trockeneis in die heiße rote Brühe gekippt, die in einer Schale auf dem Tisch steht. Ein Effekt der nicht passender sein könnte für das nahende Halloween-Fest am morgigen Dienstag. „Das ist ja Hexerei“, flüstert ein Knirps.
Hexerei ist das Experiment, das am Wochenende im Exploratorium gezeigt wurde, nicht, sondern angewandte Chemie. „Küchen-Chemie“ nennt Axel Werner die Art der Experimente. „Wir wollen den Kindern zeigen, dass Naturwissenschaften nichts Abstraktes sind, sondern unseren Alltag beherrschen“, beschreibt er das Konzept. Es scheint aufzugehen. Nach nicht mal zwei Monaten konnte in der vergangenen Woche bereits der 10 000. Besucher begrüßt werden (PNN berichteten).
Dabei ist der neue Standort des Exploratoriums ein noch in der Entwicklung befindlicher. Doch durch die kürzliche Eröffnung des Katjes-Bonbonwerks in direkter Nachbarschaft, den geplanten Bau einer Veranstaltungshalle im Filmpark und der Medienstadt Babelsberg im Rücken seien die Voraussetzungen gegeben, dass sich das Areal an der Wetzlarer Straße als Magnet etabliere, meint Werner. Die 80 000 Besucher, die sich die Macher der Mitmach-Welt im ersten Jahr wünschen, sollen die Belebung des derzeit noch etwas abseits gelegenen Gebietes ankurbeln. „Mittelfristig wollen wir die 100 000 pro Jahr erreichen.“
Dann werden auch die geplanten 100 Exponate im 1400 Quadratmeter großen Ausstellungsbereich stehen. 90 Stationen zum Ausprobieren sind es bereits, kürzlich kam der Trabbi, den selbst Kinder in die Luft kurbeln können sowie der „Cartesische Taucher“ hinzu. Vier Werkstattmitarbeiter basteln an neuen Exponaten und reparieren die bestehenden. „Bei den Ausbesserungen sind wir sicherlich einmal komplett durch“, glaubt Werner. Kein Wunder, wenn geschätzte hunderttausend Mal Kinder- und Erwachsenenhände daran gedrückt, gezogen und geschoben haben.
Immer im Blick bleiben die Kosten. Aber: „Realistisch werden wir allein nie kostendeckend wirtschaften können“, meint der Kurator. Schlank aufgestellt habe man sich bereits, bewertet Werner die „lediglich zwölf Personalstellen“, die finanziert werden müssen. Dazu kommen Kosten für Materialien sowie Tutorenhonorare. „Zwei Drittel der Ausgaben wollen wir selbst erwirtschaften, der Rest muss über Spenden und Sponsoring reinkommen“, beschreibt Kurator Axel Werner das Finanzierungskonzept. Derzeit gehe diese Rechnung auf. Kay Grimmer
Zu Halloween bietet das Exploratorium, Wetzlarer Straße 46, morgen von 10 bis 17 Uhr „Gruselexperimente“ an.
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