Landeshauptstadt: Kulinarische Zauberin
Herta Schulz feierte gestern mit Oberbürgermeister Jakobs ihren 100. Geburtstag
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Kochen, das war schon seit jeher ihre Passion. Ob bei der Polizei oder privat, ob im polnischen Posen oder Brandenburg – nichts machte sie lieber, als für andere Speisen zuzubereiten.
Herta Schulz feierte am Dienstag in ihrer Altbauwohnung in der Zeppelinstraße in kleinem Verwandtenkreis und mit Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs ihren 100. Geburtstag. Überrascht wurde das Geburtstagskind mit volksmusikalischen Akkordeonklängen.
1909 wurde Herta Schulz in Meseritz geboren, das zu jener Zeit noch zur preußischen Provinz Posen gehörte. Kurze Zeit später zog die Familie in das etwa 46 Kilometer entfernte Landsberg, wo Schulz zunächst „in Stellung“ ging – sie arbeitete als Köchin in einem größeren Haushalt. Hier begann die Leidenschaft für die Küche in der noch jungen Herta Schulz zu wachsen. Und einige Jahre später wuchs auch die Familie: 1930 heiratete sie den Fabrikarbeiter Wilhelm Schulz, zwei Jahre später wurde ihre Tochter Hannelore geboren. Das zweite Kind, Heinz Schulz, kam im Juli 1939 zur Welt – zwei Monate, bevor der Krieg ausbrach.
Während des Krieges arbeitete Herta Schulz als „Kindermädel“ und betreute zwei Jungen in den heimischen vier Wänden. „Dass ich schon immer gut kochen konnte, half uns aus so mancher Notsituation“, erinnerte sich die 100-Jährige gestern. „Auch wenn das Essen einmal knapp wurde, wusste meine Mutter immer etwas zu zaubern“, fügte der 70-jährige Sohn Heinz Schulz hinzu.
In den letzten Kriegstagen flüchtete die Familie Schulz vor den Rotarmisten und landete im teilweise zerstörten Potsdam. Kurz nachdem der Krieg dann vorbei war, im Spätsommer 1945, geriet Wilhelm Schulz in sowjetische Gefangenschaft und starb.
Was nicht verloren ging, war die Leidenschaft von Herta Schulz für die Küche. Auch nach dem Krieg arbeitete sie weiter als Köchin: zunächst am Herd einer Polizei, anschließend in einer Firma für Dentaltechnik. Bis zum Jahr 1971 kochte sie für die Zahntechniker, dann ging sie in Rente. Nur das Kochen konnte sie noch immer nicht lassen. Sie besaß in Potsdam Krähenbusch eine kleine Gartenparzelle. „Da hatte meine Mutter alles, was sie zum Kochen brauchte: Kartoffeln, Gewürze, Tomaten.“, so ihr Sohn. Nur gestern, da kochte er für sie.Martin Gätke
Martin Gätke
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