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Landeshauptstadt: Kulinarisches Kleinod

Das Ristorante Villa Kellermann feiert heute sein 15-jähriges Bestehen

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Das Ristorante Villa Kellermann feiert heute sein 15-jähriges Bestehen Berliner Vorstadt - Dass die Villa Kellermann heute Abend ihr 15-jähriges Bestehen feiern kann, dürfte so manchen Potsdamer überraschen. Hat doch das italienische Ristorante im prachtvollen Villenbau an der Mangerstraße direkt am Heiligen See in seinen ersten Jahren „in Potsdam niemanden interessiert“, wie es Gastronom Maximilian Dreier ausdrückt. „Wir waren im Bewusstsein der Potsdamer gar nicht da.“ Wahrgenommen wurde das Kleinod der Gourmetküche damals vor allem außerhalb der Stadt – von Potsdam-Besuchern, aber auch von internationalen Magazinen. Anders ist das spätestens seit den schlagzeilenträchtigen Auseinandersetzungen des Pächters Dreier mit seinem damaligen Vermieter Johannes Rey, welcher mit absurden Schikanen versuchte, das Restaurant aus seinem Haus zu vetreiben. Zurückblickend will Gastronom Dreier diesen „Kampf“, der ihm viele Symphathien einbrachte, aber nicht in den Mittelpunkt seiner 15 Kellermann-Jahre stellen. Für ihn zählt, was gemeinsam mit anderen Gastronomen für den „Gourmetstandort Potsdam“ erreicht wurde. „Früher hieß es immer: In Potsdam kann man nicht essen.“ Was wohl nicht ganz falsch war. „In den ersten Jahren gab es wenig Bewegung.“ Erst 1995 sei „die Lage ein bisschen gekippt“ – mit einer neuen Herausforderung: In einer Kooperation der gehobenen Gastronomie ein anspruchsvolles „Gesamtbild“ Potsdam zu entwickeln. Dies ist, so meint Maximilian Dreier, bis zu diesem Jahr gut gelungen. „Nun ist die Kooperaton vorerst gescheitert – am Kleingeist.“ Für eine weitere gemeinsam organisierte Gourmettour und eine weitere „Gourmetmeile“ auf der Schlössernacht fehlte unter den Gastronomen die Bereitschaft. „Ein Rückschlag“, so Dreier, der aber bestimmt überwunden werde: „Zur Kooperation gibt es keine Alternative.“ Gerade in einer Zeit, in der sich die Gourmetgastronomie in der Krise befinde. Neben der Frage der Wirtschaftlichkeit hätten die Gourmetkritiker auch in Potsdam „kein glückliches Bild“ abgegeben. „Gerüchten nach hat es große Schiebungen gegeben.“ Für Dreier Anlass, sich aus dem Wettstreit um Auszeichungen und Sterne zu verabschieden. „Ich wollte die Freiheit wieder gewinnen, nicht überlegen müssen: Was wollen die Kritiker?“. Sein Rezept dafür ist eine einfache, aber gute Küche mit klarer Linie – die er am noch unbekannten neuen Standort fortsetzen und ausbauen will. Denn in der Villa Kellermann wird es das gleichnamige Restaurant bekanntlich nur noch bis Oktober 2006 geben – dann will der neue Eigentümer das Haus sanieren und anders nutzen. Wo das „Kellermann“ hinzieht, weiß Dreier noch nicht. Potsdam verlassen kommt für ihn aber kaum in Frage. „Die ersten Jahre habe ich mich in Potsdam als Außenseiter empfunden“, sagt der gebürtige Bayer, „heute ist es meine Stadt.“ Die 15 Jahre „wirtschaftlicher Kampf“ und die intensive Auseinandersetzung mit der Stadt, ihren Menschen, der Verwaltung, habe Resultate gebracht: „Die Villa Kellermann ist integrativer Bestandteil der Gesellschaft.“ Und sie ist besonders dieses Jahr zum Kulturstandort geworden: Fünf Ausstellungen und dazu drei Salonabenden habe er als „nebenberuflicher Kulturschaffender“ organisiert, drei Konzerte, drei Open-Air-Kinoabende und mehr. „Eine Menge Veranstaltungen, die im städtischen Kulturbudget nicht vorkommen“, sagt Dreier, und für das kommende Jahr sei das Kulturprogramm bereits ausgebucht. Am meisten freut den Gastronomen aber nicht, dass er seine Kultur-Vision unter dem Zeitdruck des Umzugs endlich wahrmacht – sondern die vielen Zusagen seiner Gäste, „Kellermann“ auch ohne Villa Kellermann zu besuchen. „Da gibt es also etwas, das über den einmaligen Standort hinaus geht.“ SCH

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