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Fachhochschule bildet Spezialisten für die boomende Branche des Kulturtourismus“ aus
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Einst war es den Söhnen aus adligem Hause vorbehalten, auf „Grand Tour“ zu gehen, um ihrer Bildung den letzten Schliff zu verpassen. Später kamen die Italienreisenden hinzu, die sich wie Johann Wolfgang von Goethe in der mediterranen Landschaft von antiken Stätten und Kunstschätzen inspirieren ließen.
Inzwischen ist das, was die Branche als Kulturtourismus bezeichnet, zu einem Massenphänomen geworden. Städtetouren, Sprachreisen und Opernfahrten boomen. Immer mehr Touristen mischen sich unters Stammpublikum klassischer Kultureinrichtungen. Viele Museen, Theater und Konzerthäuser würden auf die gestiegene Nachfrage gern mit speziellen touristischen Angeboten reagieren, allein es fehlt ihnen an Konzepten.
Um diese Ideenlücke zu füllen, bietet die Fachhochschule Potsdam (FHP) ab September eine berufsbegleitende Weiterbildung für Fachleute aus dem Kulturbereich, für Angestellte und Freiberufler, aber auch für Mitarbeiter städtischer Verwaltungen an. Bis ins Frühjahr hinein können sie sich in sechs Ausbildungmodulen fit machen für den Kulturtourismus. Netzwerke sollen gesponnen werden zwischen Festivals und Reiseveranstaltern, Konzertagenturen und Hotels, Theatern und Restaurants. „Der Kulturreisende von heute will unterhalten werden, möchte die Kunst schluckgerecht serviert bekommen – ein Gesamtkunstwerk aus kulturellem Erlebnis und Verwöhntwerden“, sagt etwas lax Ulrich Klopsch, der Geschäftsführer des Jüdischen Museums Berlin, das die FH als Kooperationspartner für ihre deutlich praxisorientierte Weiterbildung gewonnen hat. Während der Präsentation des Programms am vergangenen Mittwoch in der FH erklärt er den Wandel der Kultureinrichtungen zu kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen.
Wie sich Kunst bewahren, zugleich aber auch erfolgreich vermarkten lässt, das werden die etwa zwanzig Kursteilnehmer in Theorie und Praxis erfahren. Einmal im Monat treffen sie sich für zweieinhalb Tage in der Fachhochschule, aber nicht nur dort, sondern auch direkt am Ort des Geschehens in der Berliner Staatsoper unter den Linden, in der Bar jeder Vernunft, in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten oder auch im Friedrichstadtpalast. Sie lernen am konkreten Beispiel, etwa der Potsdamer Schlössernacht, den kulturtouristischen Markt zu analysieren, Strategien und schließlich ein eigenes Produkt zu entwickeln, das sie am Ende präsentieren müssen. Dafür gibt es dann ein Hochschulzertifikat der FHP, das in der Praxis gern gesehen wird, weiß Uwe Hanf vom Studiengang Kulturarbeit, der die Weiterbildung konzipiert hat.
Er wünscht sich, dass auch Mitarbeiter aus Kulturverwaltungen am Kurs teilnehmen, um Impulse bis in politische Entscheidungsbereiche geben zu können. Denn um langfristig touristische Angebote unterbreiten zu können, bräuchten die öffentlich geförderten Kultureinrichtungen vor allem eines: finanzielle Planungssicherheit.
Die Weiterbildung dürfte aber auch für kleinere, kommerziell arbeitende Kulturunternehmen interessant sein. Uwe Hanf will zeigen, dass man auch mit wenig Budget und Personal überregional und international erfolgreich sein kann.
Antje Horn-Conrad
Wer Details erfahren möchte, kann am 16. Juli oder am 2. September, jeweils um 18 Uhr Informationsabende auf dem FH-Campus in der Pappelallee besuchen. Anmeldungen bis 4. September unter www.fh-potsdam.de/weiterbildung.html
Antje Horn-Conrad
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