Landeshauptstadt: Kulturscheune ohne Heizung
Baukosten höher als geplant / Grundschule wird wieder eröffnet / Marquardt wächst auf 1200 Einwohner
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Marquardt - Marquardt bekommt seine Grundschule zurück, die vor zwei Jahren geschlossen wurde. Das war die gute Nachricht, die Ortsbürgermeister Dieter Menzer am Sonnabend zur Eröffnung des Dorffestes verkünden konnte. Ein freier Träger, die ASB – anerkannte Schule für berufliche Bildung GmbH – wird mit Beginn des neuen Schuljahres den Unterricht zunächst mit zwei ersten und einer zweiten Klasse starten. Dazu wird der Schulbau aus der DDR-Zeit saniert und modernisiert. Menzer zeigte sich besonders erfreut, dass mit Unterstützung des Landtagsabgeordneten Wieland Niekisch (CDU) das vom Ortsbeirat und der Elternschaft favorisierte Ganztagskonzept durchgesetzt wurde. Neben der Schule werden Kita und Hort mit einbezogen, obwohl es für deren Räume auch andere Interessenten gegeben hatte.
Menzer stellte gegenüber PNN heraus, dass Marquardt ein aufblühender ländlicher Ortsteil der Landeshauptstadt ist. War die Einwohnerzahl des Dorfes in den ersten Jahren nach der Wende von 950 auf 800 geschmolzen, stieg sie inzwischen auf 1200 an. Immer mehr junge Familien erkennen die Vorzüge des Wohnstandortes. „Ihnen müssen wir über die Wiedereröffnung der Schule hinaus eine befriedigende Infrastruktur bieten“, erklärt Menzer, der seit anderthalb Jahrzehnten Dorf- und nach der Eingemeindung 2003 Ortsteilbürgermeister ist.
Zu diesen Voraussetzungen zählt über das zum 15. Mal gefeierte Dorffest hinaus ein reges kulturelles Leben. So sind ein Chor und mit Eröffnung der Grundschule auch ein Schulchor sowie eine Tanzgruppe im Entstehen. Motor ist der Kultur- und Heimatverein Wublitztal e.V., dessen Vorsitzender Hans Czada allerdings mit gemischten Gefühlen zum Dorffest gekommen war. Die geplante Eröffnung der „Kulturscheune“ als Ortsteiltreffpunkt fiel ins Wasser. Die im vom Kommunalen Immobilienservice (KIS) der Stadtverwaltung bestellten Gutachten errechneten 330 000 Euro reichen für den Ausbau des alten Gutsbauwerks nicht aus. Vor allem die Sanierung des Dachs schlägt höher als geschätzt zu Buche. Dennoch sollen die Bauarbeiten am heutigen Montag beginnen. Weggelassen wird der Einbau einer Bühne, die durch ein Provisorium ersetzt werden soll. Weitaus härter trifft den Heimatverein aber, dass aus Kostengründen vorerst auch keine Heizung installiert werden kann, die „Kulturscheune“ also nur in der warmen Jahreszeit nutzbar ist. „Wir werden bis zum nächsten Jahr erst einmal den ersten Bauabschnitt zu Ende bringen und dann weitersehen“, prognostiziert Menzer.
Der Ortsbürgermeister macht KIS aus der Panne keinen Vorwurf, bedauert aber, dass die Behördenwege mit der Eingemeindung nach Potsdam länger geworden sind. Den neuen Ortsteilen fehle es an einer Lobby. In diesem Zusammenhang weist er auf den neu gefassten Potsdamer Flächennutzungsplan hin. Er sehe in den nächsten 15 Jahren den Bau von 20 000 neuen Wohnungen vor, Marquardt komme aber nicht vor. „Angesichts der vorzüglichen Wohnlage zischen Wasser und wieder hergerichtetem Gutspark können wir das nicht hinnehmen“, unterstreicht Menzer.
Das Dorffest lockte mit Konzerten des Fanfanrenzuges Potsdam, einem Auftritt des Musiktheaters „Pampelmuse“, einem Programm des örtlichen Kindergartens und einer historischen Bademodenschau wieder mehr als 2000 Besucher an. Gleichzeitig gab die Prüfstelle des Bundessortenamtes, einer der größten Arbeitgeber im Ort, während eines „Tages der offenen Tür“ Ratschläge zum Anbau und zur Verwertung von Obst. Erhart Hohenstein
Erhart Hohenstein
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