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Kulturelle Unterschiede. Auf dem Campus der University in Hefei in China.

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Homepage: Kulturschock nicht ausgeschlossen

Mit dem Austauschprogramm „4+2“ können Studierende der Universität Potsdam in China studieren

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Will man eine chinesische Zeitung lesen, muss man rund 3000 von den 60 000 chinesischen Zeichen kennen. Ja, die chinesische Sprache ist wohl die schwerste Hürde, die man nehmen muss, wenn man sich der chinesischen Kultur annähern will. Aber nicht nur die Sprache ist ein Stolperstein, sondern auch die großen kulturellen Unterschiede zwischen unserer westlichen und der fernöstlichen Welt. Viele Studenten nutzen heutzutage die Gelegenheit, im Ausland zu studieren und ferne Länder zu erkunden. Aber nur wenige wagen die weite Reise in den Fernen Osten. Die meisten zieht es nach Amerika, Kanada und Australien. Die Universität Potsdam aber bietet Potsdamer Studenten auch die Möglichkeit, das ferne Peking zu entdecken. Ihr Austauschprogramm „4+2“ geht jetzt in die nächste Runde.

Seit 2006 besteht das Austauschprogramm der Uni Potsdam mit der UIBE (University of International Business and Economics) in Peking. Zunächst konnten nur chinesische Studenten nach Deutschland reisen. Nach vier Jahren Bachelorstudium in Germanistik in China folgten zwei Jahre Master in Deutschland – daher auch der Name „4+2“. Seit 2008 können nun auch deutsche Studierende jährlich für ein Semester die Pekinger Uni besuchen. Die UIBE ist einer der führenden Universitäten Chinas im Bereich Wirtschaft und Fremdsprachen. Daher sind vor allem Bachelor- und Masterstudierende der Wirtschaftswissenschaften eingeladen, an dem Programm teilzunehmen. Aber auch Studierende aus anderen Fachbereichen können sich bewerben. Denn das Programm bietet die seltene Möglichkeit, ohne Studiengebühren Kurse im Bereich Wirtschaft auf Englisch und Sprachkurse für Chinesisch zu besuchen.

Studieren in China ist sonst aufgrund der hohen Studiengebühren sehr kostspielig. Durch das Programm „4+2“ wird bis zu zehn Studenten im Jahr der Austausch unter vergünstigten Bedingungen ermöglicht. Die Resonanz ist durchweg positiv, war von der Uni zu erfahren. Die Studenten, die an dem Austausch teilgenommen haben, seien begeistert gewesen, heißt es. Sicher gab es den einen oder anderen Kulturschock, aber im Großen und Ganzen sei der Austausch stets zur Zufriedenheit aller verlaufen. Man hört nichts über die viel diskutierte Strenge und den immensen Druck, der an Chinas Unis herrsche. Das mag sicher auch daran liegen, dass es den ausländischen Studierenden zumindest wohnlich besser geht als ihren chinesischen Kommilitonen: während einheimische Studenten meist zu sechst oder acht in kleinen Wohnheimzimmern hausen, genießen die Austauschstudenten das Privileg, die Wohnung nur mit maximal drei Personen teilen zu müssen oder außerhalb des Campus privat zu wohnen.

Das studentische Leben in China unterscheidet sich grundsätzlich nicht groß von dem in Deutschland. In mancherlei Hinsicht ist es sogar bequemer: wenn man es darauf anlegt, müsse man den Campus nie verlassen, denn neben Mensa und Cafeteria gibt es so ziemlich alles auf dem Unigelände, sogar einen Supermarkt. Aber das Lernen ist dann doch etwas anders. Es wird mehr auswendig gelernt und in der Vorlesung gibt es weniger Diskussionen, mehr Frontalunterricht als in Deutschland. Das kann für den einen oder anderen westlich geprägten und „verwöhnten“ Studenten eine Umstellung sein. An dieser Stelle kollidieren die lockeren Methoden des Westens mit der disziplinierten Arbeitsweise der östlichen Kultur. Denn wie in der Arbeitswelt sind die Chinesen auch im Studium sehr ehrgeizig und diszipliniert. Für die meisten besteht der Studienalltag daher aus Lernen, Essen, Schlafen. Für die deutschen Studierenden empfiehlt sich also auch ein gewisser Ehrgeiz, will er im Fernen Osten zurechtkommen.

Austauschprogramme wie „4+2“ der Uni Potsdam sollen die Distanz zwischen der westlichen und der östlichen Kultur überwinden und den kulturellen Austausch ebnen. Wer also den Aufwand auf sich nimmt und die Reise wagt, dürfte mit einmaligen Erfahrungen belohnt werden. China bietet nicht nur überaus zuvorkommende Gastgeber, sondern auch eine interessante, exotische Kultur, tolles Essen und aufregendes Stadt- und Nachtleben. Der Campus der UIBE und die Megastadt Peking versprechen ein aufregendes Semester. Und sicher macht es einiges mehr her, wenn man im Bewerbungsschreiben China stehen hat als Amerika oder Australien. Josefine Schummeck

Informationen und Kontakt über Kuang Dai: kuadai@uni-potsdam.de.

Josefine Schummeck

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