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Landeshauptstadt: Kunden gehen andere Wege

Traditions-Spielzeugladen Pfiffikus hat aufgegeben, Charlottenstraße kämpft um Attraktivität

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Innenstadt - Der Leerstand in der Charlottenstraße nimmt weiter zu, die letzten noch verblieben Geschäfte kämpfen gegen die einsetzende Trostlosigkeit. „So richtig weiß keiner, warum die Straße in der Vergangenheit beim Publikum verloren hat“, sagte Bärbel Schälicke gestern auf Anfrage. Die Koordinatorin der Arbeitsgemeinschaft Innenstadt, dem Zusammenschluss von Innenstadthändlern, wertet den Abschnitt zwischen dem Alten Stadtwächter und der Wilhelm-Galerie als Verlierer der Karstadt-Eröffnung vor zehn Monaten. Denn seit dem hätten sich die Kundenströme durch die Stadt verändert: weg aus der Charlottenstraße, rein in die Gutenberg- und Jägerstraße.

Die beiden Nebenstraßen sieht Schälicke daher ebenso wie die Fußgängerzone Brandenburger Straße als Gewinner der Stadtpalais-Eröffnung. Vor allem aus der Hegelallee würden die potenziellen Käufer in die City-Läden kommen und einkaufen. Ein neues Parkhaus und Parkmöglichkeiten hätten dafür gesorgt, dass ein Dutzend neuer Läden in der Gutenberg- und der Jägerstraße nördlich der Brandenburger Straße entstanden seien, während südlich des Broadways, in der Charlottenstraße, nur noch gut ein Dutzend Geschäfte um Kunden werben.

In den meisten Schau- und Bürofenstern entlang der Tramgleise hängen dagegen die Telefonnummern der Vermieter, vor allem im westlichen Abschnitt zwischen Luisenplatz und Dortustraße. 30 Häuser gibt es rund um die Alte Wache. An einem Drittel der Eingänge steht „Zu vermieten“ oder „Zu verkaufen“. Ein Restaurant schloss vor einigen Monaten, eine Anwaltskanzlei zog zwei Straßen weiter und Neueröffnungen – wie „Schickes Altern“ oder ein „Kostümverleih“ – sind die Ausnahme. Dieser Tage ist es wieder eine Einkaufsmöglichkeit weniger geworden, denn der Traditionsspielzeugladen Pfiffikus Ecke Jägerstraße hat seine Türen geschlossen. Seit langem wurden Rabatte gewährt, um die Regale und Lager zu räumen. Bereits in DDR-Zeiten gab es an dieser Stelle Spielzeug zu kaufen, die Wende hat der Laden überlebt, doch nun ist Schluss. Gehört hat er zu einer Reihe von sieben gleichgelagerten Geschäften eines Lehniner Unternehmens. Die Gewoba als Vermieter hat eigenen Aussagen nach schon neue Bewerber, Gastronomie sei an dieser Stelle jedoch ausgeschlossen, ein Spielzeugladen werde es wohl auch nicht mehr werden.

Der Mietpreis für die Räume soll jedoch nur etwa ein Fünftel der Mieten für Läden an der Brandenburger Straße betragen. Dort werden inzwischen bis zu 80 Euro pro Quadratmeter verlangt. Derzeit würden viele Mietverträge auslaufen, erklärte Schälicke. Mietsteigerungen seien daher nicht auszuschließen. Das traditionelle Unterwäsche-Geschäft Goebel, Brandenburger- Ecke Dortustraße, schloss bereits zum Jahresende. Nachfolger wird die Juwelier-Handelskette Christ. jab

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