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Asphaltieren? Die Stadt sagt Ja, das Landesdenkmalamt sagt Nein.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kunst muss entscheiden

Kulturministerin wird Schiedsrichterin im Konflikt um den geplanten Ausbau der Lindenallee

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Eiche/Golm - Der Streit um die Sanierung der historischen Lindenallee wird wahrscheinlich von Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) entschieden werden müssen. Eine Einigung der Stadtverwaltung mit seiner Behörde sei nicht in Sicht, sagte Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg am Montag den PNN. Daher gehe er davon aus, dass die Ministerin als oberste Denkmalpflegerin des Landes – wie in solchen Fällen üblich – den Streit entscheiden werde, erklärte Drachenberg.

Bei der Sanierung der vierreihigen Lindenallee liegen beide Seiten bereits seit Monaten über Kreuz: Während die Stadtverwaltung einen asphaltierten Radschnellweg auf dem nördlichen der drei Wege plant, plädiert das Landesdenkmalamt für einen Weg auf der Mittelachse – ohne Asphalt. Obwohl der Konflikt nicht beigelegt ist, hatte die Stadtverwaltung Ende vergangenen Jahres mit bauvorbereitenden Arbeiten am nördlichen Weg begonnen und dort Gräben ausgehoben, um den Zustand der Baumwurzeln zu untersuchen. Diese Arbeiten hatten bereits für Verärgerung beim Landesdenkmalamt gesorgt. Seit dem gestrigen Montag werden sie fortgesetzt. Zur Begründung heißt es, diese Arbeiten müssten zum Schutz des Baumbestandes in der „vegetationsarmen Zeit“ durchgeführt werden und seien „unabhängig vom späteren Ausbau des Weges“.

Allerdings bleibt Potsdams Bauverwaltung auch in dieser Frage bei ihrer alten Linie: Die Stadt plane, den nördlichen Weg der Lindenallee „in einer Breite von 2,50 Meter in sandfarbenem Asphalt zu befestigen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Wegen der Bedeutung der Route für den Rad- und Fußgängerverkehr zwischen Eiche und Golm müsse der Weg ganzjährig nutzbar sein. Nur wenn der Weg asphaltiert werde, könne auch der Winterdienst dort räumen, so die Stadtverwaltung. Darüber hinaus verwies das Rathaus erneut auf die Frage der Kosten: Laut Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) wäre ein asphaltierter Weg mit 762 000 Euro zwar mehr als doppelt so teuer als die von den Denkmalschützern geforderte wassergebundene Decke, dafür aber pflegeleichter und winterfest.

Landeskonservator Drachenberg erneuerte am Montag seine Ablehnung der Ausbaupläne. Durch den Asphaltweg werde ohne Not ein naturbelassener Raum verändert. Zudem werde durch die geplante Asphaltierung der Nordreihe die Gleichwertigkeit der vierreihigen Lindenallee gestört. Die Stadt argumentiert hingegen, ein Bau des Rad- und Gehwegs in der Mitte der Lindenallee vertrage sich weder mit dem Denkmal- noch mit dem Naturschutz, weil die Baumwurzeln durch diese Verbindung so sehr geschädigt würden, dass mit einem Absterben vieler Bäume zu rechnen sei.

Die Lindenallee wurde 1850 vom königlichen Hofgärtner Emil Sello gestaltet. Aus Sicht der Schlösserstiftung, die einen Asphaltweg ebenfalls ablehnt, ist die Allee ein Bestandteil des Gartendenkmals Sanssouci. Sie verweist auf den ursprünglichen Plan der Erbauer der Allee: Sie sollte die „Einstimmung auf Sanssouci“ sein – kein Radschnellweg. pee/wik

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